Clausewitz

MÄNNER FÜRS GROBE: Auch Nordirland ist in den 1970er- und 1980er-Jahren Schauplatz eines „dirty war“, in den zahlreiche Paramili- tärs involviert sind. Hier marschieren Männer der protestantischen Ulster Defence Associa- tion im August 1972 durch Belfast

Konzentrationslager, in denen der Staat Ver- dächtige teils jahrelang festhält. Innerhalb kurzer Zeit entstehen 340 derartige Einrich- tungen – die größte davon in der Technik- schule der Marine in Buenos Aires, wo je nach Schätzung etwa 5.000 Menschen ihr Leben verlieren. US-Dienste sind involviert Die Regierung scheut auch nicht davor zurück, notfalls auch ausländische Journalis- ten zu verhaften. Frankreich und Großbritan- nien protestieren zwar erfolgreich gegen diese Maßnahmen, die USA erteilen dem harten Vorgehen während eines Treffens zwischen den Außenministern Henry Kissinger und Admiral César Augusto Guzetti mehr oder weniger offen ihre Zustimmung und sagen der Junta ihre Unterstützung zu. Neben der paramilitärischen AAA spielt das neu gegrün- dete Batallón de Inteligencia 601 unter seinem Kommandeur Guillermo Suárez Mason eine zunehmend wichtige Rolle im „schmutzigen Krieg“. Mason behauptet 1979 gegenüber amerikanischen Geheimdienstvertretern, täglich zwischen 50 und 100 Todesurteile zu unterzeichnen.

Washington denkt zu dieser Zeit in einem globalen Rahmen und sieht sich gegenüber der UdSSR in der Defensive. Nach dem Rück- zug aus Vietnam 1973 kämpfen die Amerika- ner um Einfluss in Afrika und Lateinamerika. Welches System Washington unterstützt, ist fast egal, solange es sich nicht um ein kom- munistisches handelt. Guzetti sagt Kissinger eine schnelle Stabilisierung des Landes zu, was für die USA auch aus wirtschaftlichen Gründen wichtig ist, denn nach dem Zwei- ten Weltkrieg haben sie Großbritannien als wichtigsten Investor in der Region abgelöst. Offiziell hält sich die amerikanische Regierung bedeckt, während investigative Journalisten oder Filmemacher, wie der frankogriechische Regisseur Constantin Costa-Gavras, längst die Verwicklung der CIA in die Terrormaß- nahmen lateinamerikanischer Diktaturen thematisieren. 1992 tauchen schließlich Akten auf, die tat- sächlich eine groß angelegte internationale Kooperation zwischen den Geheimdiens- ten Chiles und Brasiliens mit der CIA und dem FBI nahelegen. Angestoßen wird dieser „Plan Condor“ 1975 durch den chilenischen Geheimdienstchef Manuel Contreras. Das

DEUTSCHES OPFER: Die politische Aktivis- tin Elisabeth Käsemann wandert 1970 nach Argentinien aus und engagiert sich dort für revolutionäre Bewegungen. Sie wird im März 1977 verhaftet, gefoltert und später durch einen Genickschuss getötet

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