UMSTRITTENE FELDHERREN | GENERAL BURNSIDE
Ambrose Burnside (1824–1881)
Kaum einem Bürgerkriegs-General hat die Nachwelt derart schlechte Noten ausgestellt wie Ambrose Burnside, dem „Versager von Fredericksburg“. Aber war er wirklich unfähig oder musste er als Sündenbock für die Fehler anderer büßen? DER PECHVOGEL Von Stefan Krüger
L udendorff-Brücke, Hindenburgdamm, Robert E. Lee Memorial Bridge – Bauwerke, die nach Feldherren benannt sind, sollen diesen in der Regel ehren. Eine unrühmliche Ausnahme ist die Burnside’s Bridge in Ma- ryland. Ihren Namen erhält sie während der Schlacht am Antietam 1862, als Unions-Soldaten unter General Am- brose Burnside verzweifelt versuchen, diese wichtige Brücke einzunehmen. Seitdem steht sie symbolisch für sinnlose Opfergänge junger Soldaten. Dabei wäre nur ein Funken gesunder Menschenverstand nötig gewesen, um die Aufgabe besser zu lösen. Doch der Reihe nach. Ambrose Burnside kommt 1824 als viertes von neun Kindern im US-Bundesstaat Indiana zur Welt. Sein Vater stammt ursprünglich aus South Carolina, wo dieser eine Plantage betrieb, ehe er seine Sklaven freiließ und nach Indiana umsiedelte. Wäre das nicht geschehen, hätte Burnside womöglich aufseiten der Konföderation im Bürgerkrieg gekämpft. „Ja, was für ein Glück!“, unken manche Südstaatler später. Als Jugendlicher beginnt Burnside eine Kaufmanns- lehre, die er offenbar außerordentlich gut meistert. Um so überraschender ist es, dass er sich 1843 in Westpoint bewirbt. Die berühmte Kaderschmiede rümpft jedoch ihre elitäre Nase, als man ihr Burnside vor den Eingang setzt, sodass der Vater ein paar politische Strippen zie- hen muss, um den Spross doch noch in Westpoint unter- zubringen. Burnside schlägt sich wacker und schließt die Akademie 1847 als 18. seines Jahrgangs ab (38 Absolven- ten insgesamt). Auf Platz 15 steht übrigens der berühmte Südstaaten-General Ambrose Powell Hill, mit dem er sich während des Studiums anfreundet. Die beiden wer- den sich 15 Jahre später am Antietam wiedersehen. Weder Ruhm noch Ehre Auch privat scheint es das Schicksal gut mit ihm zu mei- nen: Er verlobt sich mit der 20 Jahre (!) jüngeren Charlot- te Moon und tritt mit ihr sogar vor den Traualtar. Doch als der Priester routinemäßig fragt, ob sie Ambrose hei- raten möchte, reißt Charlotte wie ein erschrockenes Reh die Augen auf und rennt panisch aus der Kirche. Militärisch warten auf Burnside in den folgenden Jah- ren weder Ruhm noch Ehre, sondern schnöder Garni- sonsdienst in West und Ost. Insofern ist es nicht erstaun- lich, dass er dem Soldatenleben rasch überdrüssig wird und 1853 seinen Abschied nimmt. Seine wiedergewon-
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