Clausewitz

LAUBAN 1945

hen bei besagter 6. Volksgrenadier-Division, der sich im Februar 1945 zeitweise rund ein Dutzend 14-Jährige aus umliegenden Dör- fern anschließen und die mit ihrer Orts- kenntnis die Spähtrupps der Division unter- stützen. Die Deutschen schaffen es allen Widrig- keiten zum Trotz, die Linie zu halten. Das liegt jedoch weniger an der Kampfkraft die- ser Einheiten als vielmehr daran, dass die sowjetische Offensive zu Ende geht und sich die roten Divisionen eine Verschnaufpause für die nächste große Operation gönnen. Dennoch wähnt die deutsche Führung die Zeit reif für einen Gegenschlag: Da augen- scheinlich im Moment keine weiteren An- griffsbemühungen der Roten Armee folgen, gedeiht bei den hohen Herren die Idee für einen Entsatzangriff in Richtung der belager- ten schlesischen Metropole Breslau. Zu die- sem Zweck ist es unabdingbar, die wichtige Bahnlinie von Bautzen über Görlitz und Nei- sse in die Hände zu bekommen, die die sow- jetischen Panzer der 1. Ukrainischen Front von Marschall Iwan Stepanowitsch Konew bei Lauban unterbrochen haben. Ohne diese Verbindung ist es unmöglich, die Truppen

DÄMPFER: In Niederschlesien will die Rote Armee seit Februar 1945 weiter nach Westen vorstoßen, bei Lauban muss sie jedoch einen zwischenzeitli- chen Rückschlag hinnehmen Foto: picture-alliance/akg-images

dem Ziel, die Bahnlinie zurückzuerobern und dabei dem Feind möglichst großen Schaden zuzufügen. Dafür fährt die Wehrmacht auf, was eben noch fahren kann: Drei Panzerdivisionen – die 8. und die 16. Panzerdivision des LVII. Panzerkorps sowie die 17. Panzerdivision des XXXIX. Panzerkorps –, die Führer-Be- gleitdivision, die Führergrenadier-Division sowie mehrere Infanteriedivisionen stellen eine ernst zu nehmende Streitmacht dar. Auf dem Papier zumindest. Denn bei der Zahl der Kampfwagen sind die Panzerdivisionen

für den Angriff auf Breslau bereitzustellen und zu versorgen. Entsprechend ist der deutschen Seite da- ran gelegen, Lauban wieder in die Hand zu bekommen. Dazu befiehlt Generaloberst Ferdinand Schörner, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, einen Vorstoß mit

VORSTOSS: Deutsche Infanterie führt, unterstützt durch einen Panzerspähwa- gen, einen Gegenstoß im schlesischen Kampfraum durch Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

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