Clausewitz

MAGAZIN

A m 20. Oktober 1827 vernichtet eine alli- ierte britisch-französisch-russische See- streitmacht die türkisch-ägyptische Flotte bei Navarino vor der Küste des Pelopon- nes. Einerseits ist es die letzte wirklich gro- ße Schlacht zwischen Segelschiffen, ande- rerseits ist es ein sehr seltsamer Konflikt – denn keines der beteiligten Länder befindet sich offiziell miteinander im Krieg. Den- noch bezahlen insgesamt über 3.000 Matro- sen diesen bizarren Frieden mit dem Leben. Noch ein weiterer Umstand macht diese Seeschlacht so besonders: Vizeadmiral Sir KURIOSES Krieg im Frieden Die Seeschlacht von Navarino BUNDESWEHR / MARINE Neue Korvette Korvette Köln in Hamburg getauft F ast fünf Jahre nach dem Bauauftrag ist am 21. April 2022 in Hamburg mit der Korvette Köln das erste von fünf neuen Marineschiffen getauft worden, die aktuell bei einer Arbeitsgemeinschaft deutscher Marinewerften in Arbeit sind. Die neue Köln war 2019 auf Kiel gelegt worden. Sie gehört zum Bauauftrag, den das Bundesamt für Ausrüstung, Informa- tionstechnik und Nutzung der Bundes- wehr im September 2017 erteilt hatte und der fünf zusätzliche Korvetten der Klasse 130 umfasst. Die ersten fünf Schiffe dieses Typs be- finden sich bereits seit 2008 im Dienst. Die Deutsche Marine setzt sie vor allem bei internationalen Bündniseinsätzen ein. Die Korvette Köln geht im Anschluss an ihre Taufe planmäßig in die End- ausrüstung. Am Lürssen-Standort der Blohm+Voss-Werft in Hamburg wird das 89 Meter lange Schiff zudem in Betrieb ge- nommen. Es durchläuft dort alle notwen- digen Funktionsüberprüfungen und Ab- nahmen.

Britische, französische und russische Schiffe greifen zugunsten der Griechen gegen das Osmanische Reich ein

Edward Codrington nimmt auf britischer Seite an dem Gefecht teil. Er war am 21. Oktober 1805, also fast zum Jahrestag der Schlacht von

Navarino bei Trafalgar – einer der berühm- testen Seeschlachten aller Zeiten –, noch Ka- pitän des Linienschiffes HMS Orion unter dem Oberbefehl von Admiral Horatio Nel- son. Die schwere Niederlage der osmani- schen Flotte jedenfalls sabotiert den Ver- such der Türken, die griechische Revolte einzudämmen oder im besten Fall ganz zu

unterdrücken. Einige der Bronzekanonen der ägyptisch-türkischen Flotte gelangen Jahre später nach Bayern, wo sie einge- schmolzen und zum Bau der kolossalen Ba- varia-Statue an der Theresienwiese, der Til- ly-Statue in der Feldherrenhalle und für den Obelisken auf dem Karolinenplatz (alle in München) verwendet werden.

DEBAKEL DER MILITÄR-GESCHICHTE

Fatale Fehlschläge (Teil 3)

In Heft 2/2022 und 3/2022 hat Clause- witz bereits fatale Fehlschläge der Mili- tärgeschichte präsentiert: von der Schlacht bei Cannae (216 vor Christus) bis zum japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Jahr 1941. Hier folgt nun die (vorerst) letzte Handvoll dramatischer Debakel: • Die Schlacht von Dien Bien Phu (1954) besiegelt das Ende der französi- schen Kolonialherrschaft in Indochi- na. Die Vietnamesen schaffen es, schwere Artillerie und Flugabwehrge- schützte durch unwegsames Bergter- rain an die abgelegene französische Dschungelfestung heranzuschaffen. Der Kampf endet für die Franzosen mit einem absoluten Desaster. • Die Invasion in der Schweinebucht (1961) an der Südküste Kubas wird von der CIA vorbereitet und von Exil- kubanern ausgeführt. Das Ziel ist der Sturz Fidel Castros, das Ergebnis ein völliges Desaster: Das 1.500 Mann starke Invasionsheer gerät fast voll- ständig in kubanische Gefangenschaft und wird ein knappes Jahr später ge- gen 52 Millionen US-Dollar „Löse- geld“ wieder freigelassen. • Die „Tet-Offensive“ (1968) während des Vietnamkriegs ist ein doppeltes Debakel: Der Vietcong wird von den Amerikanern zwar beinahe völlig aufgerieben und militärisch ausra- diert, doch das Medienecho wirkt

zeitverzögert verheerend auf die Mo- ral der US – sodass es eine Niederlage an deren Heimatfront wird. Militä- risch also ein Desaster für die Vietna- mesen, propagandistisch eine Mega- pleite für die Amerikaner. • Mit der Operation „Eagle Claw“ (1980) müssen die Amerikaner eine schwere Schlappe einstecken: Die von US-Präsident Jimmy Carter angeord- nete Spezialmission sollte eigentlich die 53 amerikanischen Geiseln in Te- heran befreien – stattdessen führt eine ganze Reihe von Fehlern bei der Durchführung des Einsatzes zu acht toten US-Soldaten und keiner einzi- gen befreiten Geisel. Propagandistisch wirkt sich die „Tet-Of- fensive“ fatal auf die USA aus – einem Großteil der Amerikaner wird bewusst, dass der Krieg in Vietnam alles andere als „so gut wie gewonnen“ ist, und dass die entsprechenden Beteuerungen der Mi- litärs und Politiker nichts als Lügen sind

Die neue Korvette Köln zählt zu den Schiffen der Klasse 130

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