IHK-Magazin Ausgabe 06/2023

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WETTBEWERBSFÄHIGKEIT „Die Unternehmen warten auf ein Transformationsangebot“ Die Energiekosten sind wieder gesunken, bleiben aber deutlich höher als in anderen Industrieländern.

Die großen Unternehmen ver- lagern, die mittleren verkaufen und die kleinen schließen“, mahnt IHK-Präsident Man- fred Schnabel. Das Beispiel BASF ist für Schnabel „extrem bedenklich, da solche energie- intensiven Prozesse häufig am Anfang der industriellen Wertschöpfungskette stehen. Wandern sie ab, droht perspek- tivisch auch der Verlust von Wertschöpfung bei deren Kun- den“. Summierten sich solch Entscheidungen, überschreite der Standort einen Kipppunkt mit irreversiblen Schäden. So ist es kein Wunder, dass das Thema Energieversorgung Ge- genstand vielfältiger Debatten ist. Standen 2022 vor allem die Gasversorgung und -preise im Zentrum der Aufmerksamkeit, verlagerte sich die Diskussion 2023 auf die Möglichkeiten, Gas durch Strom zu ersetzen und auf die Höhe des Strom- preises. Entsprechend stellte auch DIHK-Präsident Peter Adrian in einem dpa-Interview fest: „Die Unternehmen warten auf ein Transformationsange- bot, um mehr Strom nutzen zu können.“ Adrian forderte die Politik auf, alles zu tun, damit die Strompreise für alle sinken. Der durch das Bundeswirt- schaftsministerium vorge- schlagene Industriestrompreis sei nur ein – vermutlich zu bürokratisches – „selektives Gestaltungsmoment“. Er könne die Wettbewerbsnachteile

Prüfender Blick: Ein BASF-Mitarbeiter in der Produktionsanlage für das Pflanzenschutzmittel Xemium am Standort Ludwigshafen. Der Chemiekonzern hat eine von zwei Ammoniakproduktions - linien aufgrund hoher Energiekosten ins Ausland verlegt.

D er IHK-Konjunkturbe- richt spricht eine deutli- che Sprache: 66 Prozent der befragten Industriebetrie- be bezeichnen die Energie- preise als eine Gefahr für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Hohe Energiekosten betreffen fast alle Unternehmen: den metallverarbeitenden Betrieb mit seinen Stanzmaschinen ebenso wie den Supermarkt mit seinen Kühltheken. Die Spitze des Eisbergs bilden allerdings die energieintensi- ven Unternehmen. Diese sind nach eigenen Aussagen durch die massiv gestiegenen Ener-

giekosten oft in ihrer Existenz gefährdet. Dass dies nicht nur Krisenrhetorik ist, zeigte sich nicht nur an Insolvenzen wie etwa beim Traditionsherstel- ler Weck, sondern auch an Ankündigungen, Produktio- nen ins Ausland zu verlagern. So plant BASF, eine der beiden Ammoniaklinien aus Ludwigs- hafen in die USA zu transfe- rieren. „Täglich werden in den Unter- nehmen Investitionsentschei- dungen getroffen, die unter den aktuellen Bedingungen gegen den Standort ausfallen.

4,2 MILLIARDEN EURO Kosten für die Stabilisierung des deutschen Strom - netzes 2022 (2021: 2,3 Milliarden Euro) QUELLE: BUNDESNETZ - AGENTUR

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IHK Magazin Rhein-Neckar 06 | 2023

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