Schiff Classic

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deutliche Beschleunigung des Bau- tempos, weshalb der Stapellauf erst am 30. November 1944 stattfand. Da hatte die Schlacht im Atlantik bereits seit eineinhalb Jahren ihren Höhepunkt überschritten. Taufpate war die schon damals sehr populäre Prinzessin Elizabeth – der erste Sta- pellauf der späteren Königin. Ende des Krieges Nun schritt der Bau mit großer Geschwindigkeit voran. Im Ausrüs- tungsbecken der Werft ereignete sich am 16. September 1945 eine Explosion, die zwei Werftarbeiter das Leben kostete und sechs weitere verletzte. Kurz darauf übernahm Captain William Gladstone Agnew am 15. Oktober das Kommando über die Vanguard . Mit der japani-

Wie die Erfahrungen im Pazifik bewiesen hatten, ging die größte Gefahr für Schlachtschiffe im Zwei- ten Weltkrieg von Flugzeugen aus. Demzufolge besaß der Koloss eine beeindruckende Flugabwehr. Den Vorzug gab man dabei den 40-mm- zugunsten der 20-mm-Flak, weil das größere Geschütz eine höhere Reichweite und mehr Zerstörungs- kraft besaß. Verbaut wurden schließlich zehn moderne sechsroh- rige 40-mm-Bofors Mk VI, elf ein- rohrige 40-mm-Bofors Mk VII und eine zweirohrige 40-mm-Stabilized- Tachymetric-Anti-Aircraft-Gun (STAAG) Mk II – insgesamt eine stattliche Anzahl von 73 Rohren! Die mehrrohrigen Systeme besa- ßen jeweils ein Typ-262-Radar und konnten automatisch feuern. Elek-

IN REIH UND GLIED: Royal Marines auf dem Quarter Deck am 8. Mai 1946; auch zum jährlichen „Navy Day“ war stets die Ehrenformation an Bord Foto: Interfoto/Topfoto

schen Kapitulation endete der Zweite Welt- krieg, und der Bedarf für ein neues Schlacht- schiff verlor an Priorität, weswegen die Navy das Schiff offiziell erst am 12. Mai 1946 in Dienst stellte. Damit ist die Vanguard das letzte bis heute in Dienst gestellte Schlacht- schiff der Royal Navy. In aller Ruhe konnten nach dem Krieg Probefahrten und die Ausbildung durchge- führt werden. Aber schon im August 1946 begann ein kleiner Umbau auf dem Schiff, da es die königliche Familie nach Südafrika transportieren sollte. Dafür wurde bis De- zember die Admiralssuite zur königlichen Wohnung umgebaut, und auf dem Turm B entfernte man die STAAG-Flak zugunsten einer Salutplattform. Entsprechend profi- tierte auch Kommandant Agnew, der mit Wirkung zum 8. Januar 1947 zum Rear- Admiral ernannt wurde. Begleitet von mehreren Zerstörern, fuhr Vanguard in den mittleren Atlantik. Am 1. Februar wurde sie von der Homefleet begrüßt und erhielt den für Monarchen üblichen Salut von 21 Schüssen der Schlacht- schiffe Nelson und Duke of York . Die könig- liche Familie erreichte Kapstadt am 17. Feb- ruar, wo sie bereits von südafrikanischen Fregatten begrüßt wurden, die sie auch das letzte Stück des Weges begleiteten. Hoher Besuch Während die Royals das Land bereisten, übte die Vanguard mit Schiffen der süd- afrikanischen Marine und der Royal Navy. Vom 22. April an reiste sie über die briti- schen Inseln St. Helena und Ascension nach Großbritannien zurück. Nachdem sie am 11. Mai Portsmouth erreichte, löste Agnew

Schwingungsproblem zufriedenstellend be- hoben werden. Eigentlich sollte die Vanguard sechsTur- bogeneratoren und zwei Dieselgeneratoren erhalten. Nachdem die Belfast im November 1939 als Folge eines Minentreffers ihren ge- samten Dampf verloren hatte, entschied die Admiralität, die Zahl der Dieselgeneratoren auf vier 450-kW-Generatoren zu steigern und nur vier 480-kW-Turbogeneratoren zu verbauen. Dadurch konnten auch beim Aus- fall der Kessel genügend elektrische Aggre- gate wie Lenzpumpen betrieben werden. Während des Krieges verhinderten der Fachkräftemangel sowie die Priorisierung auf U-Boot-Jagd und Flugzeugträger eine Aufgrund der Auswertungen nach der Jagd auf die Bismarck 1941,bei der King GeorgeV. und Rodney zuwenig Brennstoffvorrat hatten, korrigierte der Marinestab den Fahrbereich der Vanguard .Das Fassungsvermögen betrug 4.850Tonnen

trisch betrieben, vermochten sie theoretisch bis zu 9.830 Meter weit zu schießen, wobei die effektive Reichweite bei 2.300 Metern lag und sich die ZerlegergGeschosse nach 2.750 Yard selbst zerstörten. Die Türme konnten entweder optisch oder radargesteu- ert feuern. Dabei war das STAAG sogar in der Lage, autonom sein Ziel zu verfolgen. Während die Hauptbewaffnung alt erschien, aber verlässlich und gefechtserprobt war, wies die Flugabwehrbewaffnung bereits in die Zukunft. Über 30 Knoten bei Tests Auch der Antrieb der Vanguard orientierte sich an der ihr so ähnlichen King George V.- Klasse. In Anbetracht der allgemeinen Schiffsneubauten Deutschlands und Japans strebte man eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 29 Knoten an. Angetrieben wur- den die vier Schrauben von vier Parson- Turbinen mit einer avisierten Leistung von jeweils 30.000 PS. Zwei Turbinen waren in einem Raum untergebracht. Den Dampf dafür erzeugten acht ölbetriebene Admiral- ty-Kessel. Ursprünglich waren noch Marsch- turbinen vorgesehen, was man aber aus Gewichtsgründen aufgegeben hatte. Die Testfahrten erzielten maximale Ge- schwindigkeiten von 30,457 Knoten und eine Turbinenleistung von maximal 133.300 PS. Damit war das Konstruktionsziel leicht über- troffen worden. Bei 180 Umdrehungen der Schrauben traten allerdings unerwünscht starke Vibrationen auf. Das Problem wurde dadurch behoben, dass die inneren beiden Propeller fünf Flügel statt der bisherigen drei erhielten, während die äußeren bei dem alten Layout blieben. Damit konnte das

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