Schiff Classic

AM FEIND: In der Abs i cht, U 175 zu kapern, l i ef Spencer das U-Boot d i rekt an Foto: National Archives Nara, 1630

zurück Richtung Wasseroberfläche. Wäh- renddessen warf Spencer acht weitere Wasser- bomben. Kurz bevor der Turm aus dem Was- ser schnitt, erwachte der Kommandant aus seiner Ohnmacht und befahl sofort auszu- steigen. Als das Turmluk offen war, sah man sich mit einer aussichtslosen Lage konfron- tiert: Duane und Spencer feuerten aus allen Rohren auf das aufgetauchte U-Boot. Beide Cutter hatten je einen Coast Guard Combat Photographer an Bord. Auf der Duane war es Bob Gates, auf Spencer Warrant Officer Jess „Jack“ W. January. Die Fotografen sollten offiziell für die Propaganda das Leben an Bord im Bild festhalten. Inoffiziell sollten sie die Kaperung eines deutschen U-Bootes dokumentieren, was man in den USA aus propagandistischen Gründen sehnlichst wünschte. Im Zivilberuf war January in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri Fotograf für eine Tageszeitung. Jetzt beobachtete er die Jagd auf U 175 durch den Sucher seiner Kamera. Und drückte wieder und wieder auf den Auslöser, um einzufangen, was sich gerade unmittelbar vor ihm ereignete. U 175 ist verloren Das U-Boot machte kaum mehr Fahrt im Wasser, der Turmumbau wurde durchlöchert.

Durch Notauftauchen kam U 175 an die Wasseroberfläche, dann wurde das Aus- booten der Besatzung zu einem wahren Opfergang: Außer dem Kommandanten fielen zwölf weitere Besat- zungsmitglieder des Bootes im Kugelhagel. An eine weiße Flagge als Zeichen der Kapi- tulation dachte man auf U 175 aber offenbar nicht – ein tödlicher Fehler. Kapitänleutnant Bruns spähte über die Verkleidung des Turm- umbaus und suchte eine Möglichkeit zum gefahrfreien Ausstieg für seine Crew. Aber die gab es nicht! Ein Volltreffer riss ihm ein Bein ab, innerhalb weniger Minuten war er verblutet. Für seine Opferbereitschaft wurde er postum und rückwirkend zum 1. April 1943

zum Korvettenkapitän befördert. Im Hagel der Geschosse blieb der Besatzung nichts anderes übrig, als vom Turmluk zum Winter- garten zu gelangen und über Bord zu sprin- gen. Das ging leichter, wenn man keine Schwimmweste trug. Das Notauftauchen hatte das U-Boot an die Wasseroberfläche gebracht, das Aussteigen wurde zu einem wahren Opfergang. Außer dem Komman- danten fielen zwölf weitere Besatzungsmit- Dabei schossen die beiden Cutter und die sich in der Nähe befindlichen Frachtschiffe im wahrsten Sinne des Wortes über das Ziel hinaus. Denn die ursprüngliche Absicht war es gewesen, das U-Boot sturmreif zu schießen und dann mitsamt seiner Funkschlüssel und Geheim-Unterlagen zu erbeuten. Das Boar- ding Team der Spencer konnte den Versuch einer Kaperung allerdings erst unternehmen, wenn die Waffen wieder schwiegen. Die Ge- schützbedienungen auf den Geleitfahrzeugen dachten jedoch nicht an eine Feuerpause. Im Übereifer trafen sie sogar eigene Kriegsschiffe. An Bord von Spencer fiel RM 3 rd Class Julius Petrella durch Splitter- wirkung, 24 Männer wurden verwundet. Friendly Fire zersiebte die Boston Whaler- glieder im Kugelhagel. Keine Feuerpause

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