EDITORIAL
Nord- und Ostsee, sondern ganz konkret der erfolgreiche Kampf gegen Russlands Marine. Noch einmal Kaack: „Ich schaue mir die Poten- ziale der russischen Flotte und die politische Absicht der russischen Führung an und stelle fest – in der Ostsee und im Nordmeer könnten sie aktiv werden.“ Dazu gehört wohl auch das Bestreben des Kremls, mit nuklearen Angriffs- booten in den Atlantik durchzubrechen, um in „Europas Rücken“ zu wirken. Dass mit signifikant vermehrten deutschen Seestreitkräften ein erheblicher personeller Aufwuchs einhergehen muss, weiß der Inspek- teur – und ist zuversichtlich. Alles in allem stehen die Signale auf Grün, und das Interesse am Dienst in der Marine steigt. Aber an einem „wirklich effektiven Wehrdienst“ wird die Re- gierung nicht vorbeikommen, mit der die Zu- sammenarbeit, nach allem, was man hört, ziel- orientierter funktioniert als mit der Vorgänger- Regierung. Zielorientiert ist auch die transparente Kom- munikation der Marine, die der interessierten Öffentlichkeit ihre Zukunftsagenda nicht vor- enthält. Im neuen Konzept „Kurs Marine“ sind Auftrag und Leistungsspektrum sowie Bestand der Flotte (2025–2029–2035) klar definiert. Bes- ser geht es nicht. Eine spannende Lektüre und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünscht
von der Führung der Deutschen Marine errei- chen uns dieser Tage Nachrichten, die sowohl in ihrer inhaltlichen Deutlichkeit als auch in der Art der Kommunikation bemerkenswert sind. Der Inspekteur, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, lässt keine Zweifel am Ernst der Lage. Er stellt klar, dass die Marine 2029 in der Lage sein muss, eine verstärkte russische Flotte ab- zuwehren. Daher ist „Fight tonight“ das neue Motto der zurzeit ca. 15.500 Männer und Frauen in Marineuniform, die befähigt sein müssen, gegen den russischen Aggressor sofort ins Ge- Kurs Marine: Ab 2035 stehen der Deutschen Marine u.a. bis zu 16 Fregatten, zahlreiche unbemannte Über- wasserschiffe und Boote, zwölf unbemannte Unterwasser-Fahrzeuge, sechs bis neun Korvetten, zwölf U-Boote sowie eine große Anzahl an Schiffen und Booten zur Auf- klärung zur Verfügung fecht zu gehen. „Wenn die Politik uns den Auf- trag dafür gibt, werden wir unseren Beitrag leisten“, gab Kaack jüngst in einem Interview mit der FAZ bekannt. Dafür werden ab 2035 bis zu 16 Fregatten, drei große unbemannte Überwasserschiffe und wei- tere ca. 20 unbemannte Schiffe und Boote, zwölf unbemannte Unterwasser-Fahrzeuge, sechs bis neun Korvetten, zwölf U-Boote und eine große Anzahl an Schiffen und Booten zur Aufklärung und Unterstützung bereitstehen. Nicht zu ver- gessen weitreichende Marschflugkörper, eine Drohnenflotte für den Einsatz in allen Dimen- sionen und verstärkte Marineinfanterie für die Verteidigung von Küstengebieten. Im Fokus stehen nicht mehr nur – wie einst – der allgemeine Schutz von Seeverbin- dungslinien und die Freiheit der Seewege in
Dr. Guntram Schulze-Wegener, Fregattenkapitän der Reserve, Herausgeber und verantwortlicher Redakteur
Das neue Konzept der Deutschen Marine ist unter „Kurs Marine“ abrufbar Foto: BMVg
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