ERGEBNIS AKRIBISCHER RECHERCHE: Der Frachter Uwe ist zeichnerisch erfasst Foto: Alexey Konovalov
säumen die gesamte deutsche Küste. Und viele sind zumindest in Teilen noch bis heute erhalten. Denn Strandungswracks sind mas- siven Sediment-Bewegungen ausgesetzt und oft über Jahre vollständig versandet. Friedhof am Fehmarnbelt Nördlich der Insel Fehmarn erstreckt sich eine sechs Quadratkilometer große Sand- bank, die eine hohe Dynamik aufweist. Je nach Wind und Strömung verschieben sich die Untiefen immer wieder und betragen mit- unter weniger als vier Meter Wassertiefe. Eine derart aktive Topografie kann in keiner See- karte festgehalten werden. Doch der enge Fahrweg des Fehmarnbelts bildet seit jeher die Verbindung zwischen Nordsee und der östlichen Ostsee mit Schweden, Baltikum PUBLIKUMSMAGNET: Bei Niedrigwasser wird aus dem Wrack des Schoners Polstjernan am Hamburger Elbstrand eine Touristen-Attraktion Foto: Almar Klemm
durch das mächtige Wrack marschieren. Steuerbords türmen sich die Spanten samt Bordwand auf. Der Komposit-Bau ist klar erkennbar. Als zentrale Bauteile sieht man noch ein Schornstein-Fragment und die Antriebskolben. Bei Niedrigwasser treten sogar die Fluken des Propellers hervor. Seit meiner Kindheit begleiten mich diese Bilder. Ungeahnt, dass es davon noch viel mehr zu entdecken gibt. Seit jeher ist die christliche Seefahrt vor allem eine Herausforderung für Mensch und Baukunst. Die See nimmt, die See gibt. In früheren Jahrhunderten ist die nautische Navigation längst nicht so präzise wie heute. Seefahrer orientieren sich anhand ihrer Er- fahrungen, durch Lot-Messungen und mit oft vagen Seekarten. Insbesondere die Fracht- segler waren in ihrer Manövrierfähigkeit oft eingeschränkt. Kam der Wind aus einer ungünstigen Richtung, wurden sie leicht ans Ufer getrieben. Opfer dieser „Strandungen“
und Russland. Entsprechend hoch ist der Schiffsverkehr. Selbst ortskundige Schiffsführer haben auf dem Puttgarden-Riff böse Überraschungen erlebt. Bei andauerndem Ostwind türmt sich die Sandbank regelrecht auf und liegt stellen- weise nur noch zwei Meter unter der Wasser- oberfläche. Schwierig wird es, wenn starke Süd- und Westwinde die Schiffe zwingen, dicht unter Land zu fahren. Auch haben viele Schiffer insbesondere nachts Schutz unter Land gesucht. Vor 100 Jahren und mehr sind daher immer wieder Schiffe an der Nordküste Feh- marns gescheitert. Der Wracktaucher Ingo Oppelt hat sich in mittlerweile in zwei Büchern der Havarien vor allem im Ostsee- raum angenommen. Auch die Entdeckungen auf dem Puttgarden-Riff sind zum großen Teil seinem Spürsinn zuzurechnen. So wie der Lastensegler Arnold . Das 20 Meter lange Schiff hatte 73 BRT und wurde 1878 auf der
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SCHIFF Classic 6 | 2025
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