NIOBE -KOMMANDANT Heinrich Ruhfus
ANGEKLAGT: Der Kommandant, Kapitänleutnant Heinrich Ruhfus, musste sich vor dem Kriegsgericht verantworten, wurde aber freigesprochen Foto: picture-alliance/akg-images Heimatstädte. 19 Besatzungsangehörige konn- ten nie gefunden werden. Ruhfus trifft keine Schuld Der Kommandant des Schiffes musste sich vor einem Kriegsgericht verantworten. Das Gericht der Aufklärungsstreitkräfte erhob am 7. Oktober 1932 Anklage gegen ihn, da er „aus Fahrlässigkeit das Sinken des Schiffes bewirkt und den Tod von Menschen herbei- geführt“ habe. Der Urteilsspruch folgte am 3. November als Freispruch: „Das Gericht freut sich fest- stellen zu können, dass der Kommandant an dem verhängnisvollen Nachmittag des 26. Juli alles getan hat, was er unter normalen Umständen nach seiner Erfahrung und der Kenntnis von den Eigenschaften seines Schiffes tun konnte. Wenn es trotzdem zur Katastrophe kam, ist Kapitänleutnant Ruhfus nicht die Schuld dafür zuzusprechen. Er ist das Opfer einer höheren Gewalt ge- worden, der er machtlos gegenüberstand.
Navigationsoffizier auf dem Leichten Kreuzer Königsberg an. In dieser Position wurde Ruhfus zum Korvettenkapitän befördert. Am 27. September 1933 wurde er Erster Offizier. Nach Verwendungen in der II. Marine- Artillerie-Abteilung und an der Marine- schule Mürwik übernahm er, mittlerweile Kapitän zur See, das Kommando über die Königsberg . Das Schiff ging in Bergen nach einem Fliegerangriff verloren, Ruh- fus wechselte in die Hafen- und Seekom- mandantur, bevor er im August 1940 Seekommandant Oslo und ab April 1941 Kommandant der Seeverteidigung Oslo- fjord wurde. Von Oktober 1942 bis April 1944 war er im Dienstgrad eines Konter- admirals Kommandeur der Marineschule Mürwik. Von diesem Posten wurde Ruhfus, für ihn selbst überraschend, von Großadmiral Dönitz abgesetzt und nach Toulon als Seekommandant Französische Riviera versetzt. Am 28. August 1944 geriet er in französische Gefangenschaft, die ihm gesundheitlich stark zusetzte. Im Juni 1947 kehrte er nach Flensburg zu seiner Familie zurück, konnte jedoch nicht wieder richtig Fuß fassen. Er starb am 26. Mai 1955 in Flensburg-Mürwik.
Der aus Berlin-Charlottenburg stammende Heinrich Ruhfus (geb. 14. April 1895) trat am 1. April 1913 in die Kaiserliche Marine ein und durchlief erfolgreich die Offizier- ausbildung mit Abschluss der Fähnrichs- prüfung. Seit Mitte 1915 diente er als Wach- offizier in der VII. Torpedoboot-Flottille, wo er am 18. September 1915 zum Leutnant zur See befördert wurde. Im Oktober 1916 wechselte er in die IV. Torpedoboot-Flottille. Sein Torpedo- boot, S 64, lief am 18. Oktober 1917 auf eine Seemine und sank unter Verlust von sechs Männern. Anschließend diente Ruh- fus in der Zerstörer-Flottille „Flandern“ und als Kommandant in der 1. Ostsee- Minenräumsuch-Flottille. Nach dem Krieg war er für drei Jahre in der Küsten-Wehr-Abteilung eingesetzt und übernahm als Oberleutnant zur See das Kommando über den Tender T 154. Es schloss sich eine weitere Kommandanten- Verwendung auf dem Torpedoboot T 157 an. Im Mai 1925 Kapitänleutnant, war er ab 1926 als Ausbildungsoffizier auf dem Leichten Kreuzer Emden eingesetzt, bevor er im September 1930 zunächst Abteilungs- leiter, ab Februar 1932 Kommandant des Segelschulschiffes Niobe wurde. Im Dezem- ber 1932 schloss sich eine Dienstzeit als
40
Made with FlippingBook flipbook maker