GROSSE PLÄNE: Churprinz von Brandenburg und Morian an der afrikanischen Goldküste Foto: Interfoto/Sammlung Rauch
Nach dem Tod Friedrich Wilhelms 1688 verlieren die Marine und der überseeische Handel in Brandenburg an Friedrich III., wird 1701 als Friedrich I. König in Preußen und führt zwar die Innen- und Außenpolitik des Vaters fort, nicht aber dessen maritime Bestrebungen. Kraft. Sein Sohn und Nachfolger, sche Compagnie zu gründen, doch diese erwies sich als nicht sonderlich rentabel. Anders als in den Niederlanden gab es in Brandenburg-Preußen kein an wirtschaftli- chen Großunternehmen interessiertes Bür- gertum, während der Adel seine ökonomi-
sche Basis eher im Grundbesitz sah. Mit ähnlichen Problemen sahen sich auch ande- re, nichtbürgerliche frühneuzeitliche Gesell- schaften konfrontiert, etwa in Spanien und Frankreich. )ORWWHRKQH=XNXQIW In Brandenburg, das kaum über nutzbare Tiefwasserhäfen verfügte, konnte das Projekt des Großen Kurfürsten nur scheitern. Und so lag auch die letzte Churprinz beinahe fünf Jahre nutzlos im Hamburger Hafen, ehe die Marinekommission 1699 doch noch den Befehl erteilte, das Schiff auszurüsten und nach Emden zu verlegen. Ab da verliert sich ihre Spur jedoch ebenso wie die des Schwes- terschiffes Windhund . Es ist zu vermuten, dass der Ausrüstungsbefehl nicht umgesetzt wurde und beide Schiffe stattdessen verkauft worden sind. Die Havelberger Werft musste 1702 auf- gegeben werden, nachdem sie sieben Jahre lang keinen Auftrag mehr erhalten hatte. Raule war bereits 1697 wegen Korruption von all seinen Posten abberufen und in der Fes- tung Spandau eingekerkert worden. Erst im Zuge der Krönung Friedrichs III. zum König in Preußen wurde er begnadigt, starb aber 1707 in Armut. Vier Jahre später löste der König die nunmehr Königlich-Preußische Africanische Kompanie auf und zog ihr beste- hendes Vermögen ein. Der Traum des Gro- ßen Kurfürsten war ausgeträumt.
ROTER ADLER: Flagge der Kurbrandenburgischen Marine 1657 bis 1701 Foto: Sammlung GSW
schen zwei Pontons eingekeilt über die Elbe nach Hamburg gebracht werden sollte. 1693 wurden auf der Werft zwei weitere Fregatten gebaut, die später die Namen Windhund und Churprinz erhielten. Für letztere waren 16 Kanonen und drei Drehbassen als Bewaffnung vorgesehen. Die Geschütze sollten auf zwei Decks verteilt wer- den, was bereits andeutet, dass es sich eher um einen bewaffneten Handelsfahrer als ein schnelles Kriegsschiff gehandelt haben muss. Bei einer Länge von 75 Fuß (21,23 Meter) betrug der Tiefgang mehr als fünf Meter, wes- wegen die Churprinz nach ihrem Stapellauf 1694 aufwendig zwischen Pontons verstaut auf der teilweise nur zwei Meter tiefen Elbe nach Hamburg gebracht wurde, wo sie im Frühjahr 1695 eintraf. Hier lagen auch die anderen in Havelberg gefertigten Schiffe nutzlos an einem Ausrüs- tungskai. Der kurfürstlichen Kasse fehlte das Geld und dem seit 1688 regierenden Friedrich III. wohl auch das Interesse, um das maritime Projekt voranzutreiben. Zwar hatte er 1692 Raule die Genehmigung erteilt, eine neue Brandenburgisch-Africanisch-Americani-
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SCHIFF Classic 6 | 2025
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