TECHNIK & GERÄT
DIE GRAUE EMINENZ DER BRASILIANISCHEN MARINE
Sie gilt als einer der letzten aktiven Fluss-Monitore der Welt, und nicht von ungefähr lautet ihr Spitzname „The Oldhead of the Armada“. U 17 Parnaíba lief 1937 vom Stapel und kommt bald auf 90 Dienstjahre Von Fregattenkapitän a.D. Hans Karr Monitor Parnaíba
ie Entwicklung von Monitoren reicht in das 19. Jahrhundert zurück. Um kriegerische Auseinandersetzungen künftig auch auf Binnengewässern oder im unmittelbaren Küstenvorfeld auszutragen, erschien während des Amerikanischen Bür- gerkriegs (1861–65) eine neue Schiffklasse. Mit der USS Monitor lief den Nordstaaten am 30. Januar 1862 ein Fahrzeug zu, dessen Oberdeck von einem massiven Panzerturm dominiert wurde. Darin waren zwei Glatt- rohr-Kanonen von Dahlgren im Kaliber 279 Millimeter lafettiert, die massive, 68 Kilo- gramm wiegende Eisenkugeln verschießen konnten. Historische Vorbilder D Das von dem schwedischen Ingenieur John Ericsson in Brooklyn entworfene und gebau- te Fahrzeug hatte nur einen verschwindend geringen Freibord, was einen Hochsee-Ein- satz von vornerein ausschloss. Doch die gewünschte Überlegenheit, die man sich von der USS Monitor gegenüber
weiterer, sekundärer Artillerie ebenfalls aus- gesprochen kampfkräftig war. Das erste Zusammentreffen der beiden Monitore bei der zweitägigen Seeschlacht von Hampton Roads am 8. März 1862 war vor allem für die Konföderierten zunächst ein „turkey shot“ (Truthahnschießen). Die Artil- lerie der Fregatten USS Cumberland und USS Congress war gegen die gepanzerte CSS Virginia völlig wirkungslos. Die Kano- nenkugeln des Monitors hingegen ließen den Gegnern keine Chance. In der Mündung des Elizabeth River vergingen beide Fregatten; die sich durch Flucht der drohenden Ver- senkung zu entziehen suchende Schrauben- fregatte USS Minnesota strandete. Zukunftweisend Einen Tag darauf traten erstmals in der See- kriegsschichte zwei iron clads, zwei Panzer- schiffe, gegeneinander an. Und offenbarten gleich die Grenzen der Idee: Trotz stunden- langem Beschuss konnten die Kanonenku- geln keinen der beiden Monitore wirksam
VERGANGENHEIT: Der Monitor Parnaíba der Marinha do Brasil als Geleitfahrzeug während des Zweiten Weltkriegs herkömmlichen Kriegsschiffen versprach, ließ sich beim ersten Gefecht indes nicht aus- spielen. Denn die Südstaaten hatten aus der Dampffregatte Merrimack durch Verzicht von Gewicht und geschickte Panzerung eben- falls eine aussichtsreiche, gepanzerte Platt- form geschaffen, die mit gleich sechs Dahl- gren-Kanonen im Kaliber 228 Millimeter und
DER EINDRUCK TÄUSCHT: Parnaíba ist nicht allein, die Marinha do Brasil verfügt neben dem Monitor über weitere Flusskampfschiffe Alle Fotos: marinha.mil.br/Flickr
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