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immer wieder. Marines gingen an Land, um die Geschütze in Kumkale und Seddülbahir vollständig zu zerstören, mussten sich aber unter erheblichen Verlusten zurückziehen. Bereits jetzt hätte klar sein müssen, dass die türkischen Soldaten sich erbittert wehren würden. Auch das Ergebnis der Beschießungen war unbefriedigend, obwohl mehr als 20.000 Schuss abgefeuert worden waren. Indirektes Feuer auf Landziele war mithin nur begrenzt erfolgreich. Da Churchill drängte, versprach der Ma- rinebefehlshaber vor Ort, Admiral Sackville Carden, die Angriffe zu verstärken und inner- halb von 14 Tagen mit der entsandten Flotte vor Konstantinopel zu stehen. Ein aufgefan- genes türkisches Telegramm über Munitions- mangel und die Bitte an die deutsche Reichs- leitung, U-Boote zu entsenden, hatte ihn dazu ermutigt. 7UHɃHUDXI6FKLɃHQ Unter Führung von Konteradmiral John de Roebeck – Carden lag nach einem Nerven- zusammenbruch krank im Bett – nahmen 18 Schlacht- und Linienschiffe, begleitet von zahlreichen Kreuzern und Zerstörern die inneren Forts auf der europäischen und der asiatischen Seite der nur 1,6 Kilometer breiten Enge der Dardanelleneinfahrt unter Feuer. Die von deutschen Artilleristen unter- stützten Besatzungen der Festungen mussten diesen „Feuerorkan“ schweigend über sich
ergehen lassen. Nur an wenigen Stellen konn- ten die eigenen Steilfeuergeschütze antwor- ten – nicht ohne Erfolge: Auf dem Schlacht- kreuzer Inflexible und dem alten Linienschiff Agamemnon erzielten sie einige Treffer, die zu teils erheblichen Schäden und einigen Ver- lusten führten. Entscheidend für den Ausgang war jedoch de Roebecks Befehl an die französischen Einheiten, nun die Hauptwerke auf der asia- tischen Seite anzugreifen. Den Verteidigern gelang es aber, die angreifenden Linienschif- fe Suffren , Gaulois und Bouvet teilweise schwer zu beschädigen, obwohl sie ihre Geschütze zwischendurch immer wieder von aufspritzendem Sand reinigen mussten. Beim Zurückweichen lief Bouvet auf ein unbekann- tes Minenfeld und sank innerhalb von drei Minuten. Fast die gesamte Besatzung kam dabei um. Doch damit nicht genug: Noch während Minensucher das Fahrwasser absuchten, lief auch Inflexible auf eine Mine, konnte sich trotz schwerer Schäden und erheblicher Verluste unter der Besatzung jedoch halten. Irrisistible hingegen sank nach einem Minen- treffer. Der größte Teil der Besatzung konnte gerettet werden. Ocean , die ihr hatte zu Hilfe eilen wollen, wurde nicht nur von Land aus getroffen, sondern lief ebenfalls auf eine Mine und ging auf Höhe des antiken Troja unter. Die Schiffe der Entente zogen sich geschlagen zurück. 20 „Eisengefäße“ (Minen) allein ret- teten die Türkei vor einer Niederlage. 'HXWVFKH8QWHUVW¾W]XQJ Die Verteidiger, die sich dieser Übermacht entgegenstellten, waren durch eine deutsche Militärmission unter Generalleutnant Otto Liman von Sanders Pascha seit 1913 nach deutschen Prinzipien ausgebildet, moderni- siert und organisiert worden. Seit den ersten Angriffen war klar, dass die Entente die Meerengen stürmen wollte. Diesen Angriff sollte die neugebildete Osma- nische V. Armee unter dem Befehl von San- ders zurückschlagen. 22 Angehörige der Militärmission übernahmen wichtige Funk- tionen, zumal in Artillerieeinheiten. Fast 500 Geschütze und 30.000 Soldaten standen in Befestigungen und mobilen Stellungen zur Abwehr von Landungen bereit. Eine wichtige Rolle spielte auch der reak- tivierte Admiral Guido von Usedom, der mit über 200 Marineartilleristen bereits im Herbst 1914 in die Türkei entsandt worden war. Trotz geringer Mittel gelang es ihm in kurzer Zeit, die wichtigsten Forts mit schwe- rer Artillerie zu bemannen und ausgedehnte Minenfelder in den Meerengen zu legen.
(567(5/25''(5$'0,5$/,77 țƉƑƉƉȶƉƑƉƍȜ Sir Winston S. Churchill (1874–1965) trat vehement für den Angriff am „weichen Unterleib“ der Mittelmächte ein, Aufnahme von 1914 Foto: Interfoto/Blackpool
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