Schiff Classic

EREIGNISSE & PERSONEN

Am 1. Dezember 1941 stellte der Schwe- re Kreuzer HMS Dorsetshire die Python während eines Versorgungsmanövers der U-Boote UA unter dem Kommando von Korvettenkapitän Hans Eckermann und U 68. Beide Schiffsbesatzungen, zusammen 414 Männer, gingen in die Boote – die Atlan- tis -Besatzung zum zweiten Mal –, und der Kommandant der Python , Kapitän Gustav Lüders, ließ das Schiff versenken. Die beiden deutschen U-Boote nahmen einen Teil der Schiffbrüchigen auf, die Übrigen zogen sie in elf Rettungsbooten hinter sich her. U 129 (Kapitänleutnant Asmus-Nicolai Clausen) stieß zu dem Verband am 3. Dezember, U 124 (Kapitänleutnant Johann Mohr) ver- spätet am 5. Dezember. Beide Boote nahmen im Bootsinneren ebenfalls Schiffbrüchige auf. Vier italieni- sche U-Boote, Enrico Tazzoli , G iuseppe Finzi , Pietro Calvi , Luigi Torelli , übernahmen vom 15. bis 18. Dezember die in den Rettungs- booten verbliebenen Seeleute und Überle- bende aus den anderen U-Booten. Alle Boo- te waren durch diese Verteilung weiterhin tauchfähig und erreichten zwischen dem 23. und 29. Dezember Saint Nazaire. Häufig wird diese konzertierte Aktion auch als größ- te Rettungsmission der deutschen U-Boot- Waffe bezeichnet. Nach 655 Tagen in See en- dete die Kaperfahrt der Atlantis -Besatzung. Seekriegsleitung entscheidet Nach dem Verlust der beiden Schiffe ent- schied die Seekriegsleitung, zunächst keine weiteren Zufuhrschiffe in den Atlantik zu entsenden. Als Bernhard Rogge am 24. De- zember 1941 von U 68 in Saint Nazaire an Land trat, ahnte er wohl noch nicht, dass die nächste Herausforderung auf die Kriegs- marine mit der Operation „Paukenschlag“ bereits wartete. Die ersten „Paukenschläger“ waren zu diesem Zeitpunkt bereits ausgelau- fen. Zudem befürchtete Hitler eine britische Invasion in Norwegen. Das Ende der Groß- kampfschiffe für die atlantische Seekriegs- führung schien bereits besiegelt. Bereits kurz nach seiner Rückkehr erhielt Rogge aufgrund seiner herausragenden Leis- tungen das Eichenlaub zum Ritterkreuz und wechselte in die Inspektion des Bildungswe- sens, wo er den Dienstposten als Chef des Stabes übernahm. In dieser Funktion wird er sicher nicht mehr jene Freiheiten genossen haben wie als Kommandant des Hilfskreu- zers Atlantis .

lange Dünung der See verlangten Schiff und Besatzung das Äußerste ab. Nach Passieren Neuseelands kaperte Bernhard Rogge am 10. September 1941 den norwegischen Frach- ter Silvaplana . In der Nähe der Gesellschaftsinseln kam es zu einem weiteren Versorgungsmanöver. Die Atlantis und die Silvaplana trafen den Hilfskreuzer Komet mit der Prise Kota Nopan sowie den Versorger Münsterland , der eine weitere Personalverstärkung auf die Atlantis abgab. Der zivile Handelsschiffs- kapitän Gustav Eggert war von der Kriegs- marine als Prisenkommandant rekrutiert worden. Nach diesem Rendezvous entließ Rogge die Silvaplana in Richtung Frank- reich. Das Schiff trug eine besonders wert- volle Ladung: 5.500 Tonnen Sago, 2.200 Ton- nen Kautschuk und 500 Tonnen Zinn sowie weitere Güter. Das militärische Kommando übertrug Rogge dem Prisenoffizier, Leutnant zur See Werner Dittmann, und Kapitän Eggert über- nahm die Schiffsführung. Am 17. November 1941 machte das Schiff in Bordeaux fest. Die an Bord befindlichen Gefangenen – 26 Nor- weger, ein Däne, vier Schweden und ein Pole – wurden nach Ankunft in den Marine- lagern Marlag und Milag Nord in Wester- timke interniert. Endlich mal an Land Rogge setzte derweil seine Suche nach Han- delsschiffen fort, stoppte aber für eine Er- holungspause für die Männer im Vanavana- Atoll des Tuamotu-Archipels im Oktober 1941. Nach vielen Monaten Feindfahrt durf- ten sie wieder festen Boden unter den Füßen auf dem zwei Quadratkilometer kleinen Atoll spüren. Mehrere Aufklärungsflüge mit den Ara- dos hatten keinen Schiffsverkehr ausmachen können. Auch vor der Bounty -Meuterer- Insel Pitcairn und bei der Henderson-Insel machte die Atlantis keine Beute. Rogge ent- schied sich daher, das Gesamtunterneh- men abzubrechen und zurückzukehren. Am 29. Oktober 1941 umrundete er Kap Hoorn, und zur gleichen Zeit erhielt er den Befehl, im Atlantik U-Boote zu versorgen. Da die Briten den Enigma-Schlüssel er- beutet hatten, kannten sie die Versorgungs- positionen der U-Boote. Südwestlich von St. Helena konnte U 68 unter dem Kom- mando von Korvettenkapitän Karl-Friedrich Merten am 14. November 1941 von der

Atlantis jedoch noch problemlos versorgt werden, während die Briten das Zusammen- treffen mit U 126 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Ernst Bauer nordwestlich der Insel Ascension am 22. November 1941 aufklärten. Atlantis fuhr mittlerweile wieder unter holländischer Flagge als Motorschiff Poly- phemus . Der Schwere Kreuzer HMS Devon- shire eröffnete das Feuer aus einer sicheren Entfernung von 140 bis 150 Hektometern (14 bis 15 Kilometern). Dem konnte die Atlantis nichts entgegensetzen. Rogge gab das Schiff aufgrund der schweren Beschä- digungen auf. 305 Besatzungsangehörige gingen in die Rettungsboote, acht Besat- zungsangehörige hatten bei dem Angriff ihr Leben verloren. U 126 nahm einige Besat- zungsangehörige an Bord auf und zog dann die Rettungsboote hinter sich her. Nach zwei Tagen ging die Besatzung der Atlantis an Bord des Versorgers Python . IM „UNRUHESTAND“: Auch nach seiner Pensionierung war Rogge ein gefragter Fachmann und u. a. als Mitgeschäftsführer der Hamburger Atlantik-Linie tätig Foto: picture-alliance/dpa/Zander In Nantes, wo die Über- lebenden der Atlantis neu eingekleidet wurden, lagen ganze Berge von Post. Manche Briefe waren fast zwei Jahre alt. Dies zeigt die Popularität der Be- satzungsangehörigen in der Bevölkerung

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