Schiff Classic

FASZINATION SCHIFF

die unter alliierter Aufsicht Sund- und Belt- Zone, Kanal und Nordsee freiräumten, hatte der Osten weder Marinetechnik noch Personal. So wurde am 15. Juni 1950 die Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) gebil- det mit ihrem Chef, dem Parteifunktionär Waldemar Verner. Eine Werbekampagne lief an. In den Betrieben fahndete man in- tensiv nach ehemaligen Angehörigen der Kriegsmarine. Fischer mit Minen im Netz Noch immer galt die Ostsee im Jahr 1950 als minenverseucht. Handelsschifffahrt und Fi- scherei waren nur eingeschränkt in minen- freien Seegebieten und auf Zwangswegen möglich. Fischer hatten Ankertauminen in den Netzen, die Ostseeküste galt als minen- verseucht. Britische Flugzeuge hatten ab 1944 über 48.000 Ankertauminen und elektromagnetische oder auch akustisch an- sprechende Grundminen vor allem in der Ostsee versenkt. 824 Minen lagen zwischen Swinemünde und Sassnitz, 147 nördlich von Rügen, 144 zwischen Darßer Ort und Gedser und 59 vor Warnemünde. Wo genau und welche Zünd- mechanismen diese hatten: unbekannt. Räumarbeiten, koordiniert durch einen 1946 in London gebildeten Zentralausschuss für Minenräumaufgaben (International Mi- ne Clearance Board, kurz IMCB), hatten in den westlichen, aber auch osteuropäischen Gewässern längst begonnen. Britische, ame-

MINENKRÄFTE DER VOLKSMARINE

Der wirtschaftlich schwachen DDR-Schiffbauindustrie gelang es, weitestgehend aus eigener Kraft fünf Typen leistungsfähiger Minenräumschiffe zu bauen und im internationalen Seehandel und in der Fischerei erfolgreich einzusetzen Von Dieter Flohr Arbeitsbienen der Ostsee

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schnellstens Mannschaften, Unteroffiziere und auch Seeoffiziere ausbilden. Haupt- aufgabe: Minenräumen vor der Küste. Die Yachtwerft Berlin-Köpenick baue bereits 18 Patrouillenboote Seekutter, und sechs Minenräumboote der ehemaligen Kriegsma- rine würden dazukommen. Minenräumen? Fragte sich nur, wie? Für die DDR war das eine Mammutauf- gabe. Im Gegensatz zu Westdeutschland, wo es noch rund 450 zum Minenräumen geeignete Schiffe (vor allem Kriegsfisch- kutter) gab, ganze Einheiten der Kriegsma- rine mit 27.000 Mann im Dienst blieben,

pril 1950. Auf Weisung Walter Ulbrichts fahren zwei Mitarbeiter der Haupt- verwaltung Ausbildung (HVA) nach Karlshorst, dem Sitz der Sowjetischen Mi- litäradministration (SMAD). Es sind Felix Scheffler, ehemaliger Steward der Handels- marine, Unteroffizier der Wehrmacht und Partisan der Roten Armee, sowie Friedrich Elchlepp, ehemaliger U-Boot-Fahrer der Kriegsmarine. Von Marineoffizieren empfangen, hören sie staunend, was von ihnen verlangt wird: Sie sollen eine neue deutsche Marine auf- bauen, zudem eine Uniform entwickeln und

IM MINENVERSEUCHTEN GEBIET: Räumeinsatz zweier MLR-Schiffe vom Typ Habicht vor dem Kap Arkona (Rügen) Foto: Sammlung D. Flohr

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