Schiff Classic

FASZINATION SCHIFF

ihre Prüfungen zur selbstständigen Führung eines R-Bootes bestanden hatten, begann im Juli 1951 die Seeausbildung. Für den Ein- satz der Kabelfernräumgeräte gegen Mag- net-Induktiv-Fernzündungsminen mussten aber an Oberdeck landübliche Stromaggre- gate und große Kabeltrommeln montiert werden, was seltsam aussah. Bereits im September 1950 hatte die See- polizei beim Zentralen Konstruktionsbüro Berlin (ZKB) den Bau von Räumbooten angewiesen. Die Werft Brandenburg lieferte sechs dieser Boote mit der Typbezeichnung Schwalbe . Diese gingen aber als Seezeichen- Kontrollboote an den Seehydrografischen Dienst. 1952 wurden dann 36 verbesserte Räumboote beim ISW Wolgast in Auftrag gegeben und in der Yachtwerft Berlin- Köpenick realisiert. Das nun vergrößerte Räumboot Schwalbe verfügte über ein Ge- schütz auf der Back (12,7 Millimeter, dann 25 Millimeter in Doppellafette) und konnte Ankertauminen sowie elektromagnetische Grundminen räumen. Die Besatzung bestand aus 13 Mann, da- runter zwei Offiziere. Diese Boote standen ab 1956 fast ununterbrochen bis in die 1960er-Jahre im scharfen Räumdienst. Ohne Zweifel vollbrachten die Besatzungen Höchstleistungen, sodass die Räumboote Schwalbe bald den Beinamen „Arbeits- bienen der Ostsee“ trugen. Volkswerft Stralsund baut Zeitgleich mit dem Bauauftrag für die Räum- boote erging an das Konstruktionsbüro Stralsund die Forderung, ein Minenleg- und -räumschiff zu entwickeln. Der marineer-

Nach der Endausrüstung in Wolgast wurden diese als MLR Typ Habicht (1. Bauausfüh- rung) 1953 in Dienst gestellt. Die Volkswerft baute vier weitere Schiffe als 2. Bauausführung. Mit sogenannten Was- serbomben-Mörsern versehen, waren sie au- ßerdem zur U-Boot-Bekämpfung fähig. Die Armierung stammte noch von der Kriegs- marine. Und schließlich kam eine 3. Bauaus- führung ( Habicht lang) mit einem verlänger- ten Achterschiff und einem besonderen Raum für Räumgeneratoren. Die UdSSR lieferte 85-mm-Geschütze als Bugwaffe und 25-mm-Doppellafetten. 1950er-Jahre das ständige scharfe Minenräumen vor der Küste Mecklenburg- Vorpommerns Mit 36 Minenräumbooten Schwalbe (gebaut in Köpe- nick) begann Mitte der Da dies überdimensioniert war, kam es zu einer abgespeckten Version von 700 Tonnen, 78 Mann Besatzung und einer Bewaffnung, die nun dem M-Bock M 43 ähnelte. Zwei Schiffe realisierte die Volkswerft Stralsund. fahrene Konstrukteur Walter Schlag legte ein Projekt vor, das dem M-Bock M 46 der Kriegsmarine ähnlich war. Deplacement 855 Tonnen, zwei 105-mm-Geschütze, 4 x 37-mm-Kanonen und 8 x 20-mm-Rohre sowie eine Besatzung von 104 Mann.

MINENRÄUMUNG 1962 Kein Zuckerschlecken

„Sommer 1962: Sechs Minenräumboote des Typs Schwalbe laufen zum scharfen Minenräumen aus dem Stützpunkt Warne- münde Hohe Düne aus. Es wurden Grund- minen zwischen Darßer Ort und dem Dornbusch (Hiddensee) vermutet. Die 13 Meter langen Hohlstabfernräum- geräte (HFG-13) sind klarzumachen. Das Navigieren mit diesem Ungetüm im Schlepp durch den schmalen Pinnegraben wird zur Herausforderung für Komman- dant und mich als den Steuermann. Mole passiert, nun in Kiellinie auf dem Flottenzwangsweg mit Kurs 45 Grad ent- lang der Küste bis Darßer Ort ins Seegebiet vor Prerow, NO-lich Schnellboot-Hafen Darßer Ort. Sammeln. Schlepptrosse auf Länge fieren. Stromkabel von der Kabel- trommel aus- und am Hohlstab anbringen. Ein Sperrgast springt dazu auf das schwan- kende Gerät, um das Kabel anzuschließen. (Ganz schön gewagt war das schon.) Räumformation einnehmen. Beginn des scharfen Räumens. Während des nun stundenlangen Schlep- pens (21-mal über den gleichen Grund!!) haben sich alle Mann mit Schwimmwesten an Oberdeck aufzuhalten, außer dem Ma- schinenpersonal. Es ist kein Zuckerschle- cken. Exakte Navigation ist angesagt, der Sperrgast achtet ständig auf die Räumge- räte und den Zugmesser, der Rudergänger hält exakt den Kurs. Unterstützung gibt die Vermessungsgruppe auf dem Führerboot, die alle zwei bzw. drei Minuten den Stand- ort des Bootes bestimmt. Mehrere Tage heißt es auch für uns „Messung – Achtung – null“. Das Wichtigste ist, keine Räum- lücken zu lassen. Die Anspannung ist immens. Nach vielen Stunden und Tagen dann: Aufgabe erfüllt. Minen nicht ent- deckt. Das Seegebiet wird frei von Minen gemeldet.“ Hans-Peter Küßner, Stabsmatrose der VM a. D. (1961–1964)

KRITISCHER MOMENT: Ein Räumboot Schwalbe beim Räumen von Fernzündungsminen mittels Hohlstabgerät Foto: Sammlung D. Flohr

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