PANORAMA
FLUGZEUGTEILE-BÖRSE IN SPEYER Sammlerparadies
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angar 10 im Technik Museum in Speyer war im April der Schauplatz der 51. Flugzeugteile-Börse 2025. Dieser Markt für gilt als der attraktivste seiner Art weltweit und bietet Flugzeugenthusiasten reichlich Gelegenheit, sich mit Teilen für ihre Projekte zu versorgen oder einfach mit Gleich- gesinnten zu fachsimpeln. Wer besondere Stücke sucht, wird hier sicher fündig. Die- ses Jahr wurde beispielsweise ein Jumo-211-Motorblock angeboten – möglicherweise aus einer Heinkel He 111 oder einer Junkers 87 Stuka. Oder ein komplettes Cockpit aus einer F-104F Starfighter. Die Börse hat so viele Fans, dass es jedes Jahr eine lange Warteliste für Anbieter gibt. Eric Janssonne
Auch 2026 wird die Börse in Speyer wieder alles bieten, was die Herzen von Flugzeugfans höher schlagen lässt Foto Eric Jansonne
Vor 70 Jahren – Rekordjäger aus Frankreich
Spektakuläre Rekorde, welche die Griffon II ab Februar 1957 nach Europa holt. Glanz- punkt ist zwei Jahre später die neue Welt- bestmarke von durchschnittlich 1634 km/h über 100 Kilometer Distanz. All das ruft die USAF auf den Plan. Sie schickt eigene Piloten und steuert Geldmittel zum Testprogramm bei. Mit Mach 2,19 stößt die Griffon II im Oktober 1959 an ihr Geschwindigkeitslimit – mehr kann die Zelle nicht verkraften. Der Antrieb dagegen ist keineswegs außer Puste. Dass im Juni 1961 nach 337 Versuchsflügen trotzdem Schluss ist, hängt schlicht am Geld. Längst hat Dassault sich mit der Mirage III durchgesetzt. Sie ist billiger, technisch ein- facher und reicht militärisch völlig aus. Die Griffon II wandert, wie viele andere Rekord- vögel aus Frankreich, nach Paris ins Museum. Hier kann man sie bis heute bestaunen. Wolfgang Mühlbauer
das Stau-Strahltriebwerk entfaltet seinen vollen Leistungsumfang erst bei hoher Flug- geschwindigkeit. Die Idee überzeugt; zwei Prototypen werden im August zum Bau freigegeben. Vor nunmehr 70 Jahren feiert der erste, die 1500-01 Griffon I, Premiere am Himmel. Er punktet rasch mit problemlosen Flugeigenschaften, bleibt aber dennoch ohne Ramjet. Erst die Griffon II, die am 23. Januar 1957 erstmals abhebt, trägt den Mischantrieb im Bauch. Die Crux daran: Das Stau-Strahltriebwerk lässt sich kaum regeln – faktisch gibt es bloß »an« oder »aus«. Davon abgesehen bleibt sein Ver- halten meist temperamentvoll; wirklich wohl fühlt sich der brachiale Kraftprotz nur bei hohen Geschwindigkeiten. Dafür ist die Beschleunigung phänomenal: Mach 1,85 im Steigflug, eine Minute und 41 Sekunden vom Stillstand rauf auf 9000 Meter.
Ein echter Hingucker, dazu ohrenbetäubend laut und rasend schnell … treffender kann man die Nord 1500 Griffon kaum beschrei- ben. Wenngleich alles zusammen eigentlich nur auf das zweite gebaute Exemplar dieses ungewöhnlichen Experimentalflugzeuges zutrifft. Dem ersten Flugzeug fehlt nämlich ein wesentlicher Bestandteil: das Stau-Strahl- triebwerk mit seinem urweltlichen Brüllen. Das Gesamtkonzept der Griffon reicht ins Jahr 1953 zurück. Damals verlangt Frank- reichs Militär einen ultimativen Abfangjäger, um die Grande Nation vor hoch fliegenden Atombombern zu schützen. Als Antwort präsentiert SNCAN (später Nord Aviation) einen Deltaflügler mit Canardflächen und voluminösem Fassrumpf, in dem ein Misch- antrieb aus konventioneller Strahlturbine und Ramjet Platz findet. Die Antriebs- kombination ist unausweichlich, denn
Echter Hingucker: Nord 1500-01 Griffon
Rekordjäger: Nord 1500-02 Griffon II Fotos Nord Aviation/Sammlung Wolfgang Mühlbauer
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