Flugzeug Classic

Boeing B-29

TECHNIK

Keine leichte Aufgabe

Zwar geht am 5. Juni 1944 keine einzige B-29 durch den Feind verloren, dennoch büßt man beim Rückflug fünf Maschinen sowie 17 Mann ein; 42 weitere Bomber landen we- gen Treibstoffmangels wild verteilt auf Aus- weichplätzen. Für Wolfe ein passabler Erfolg, schon wegen der zahlreich gewonnenen Pra- xiserfahrung. Für Washington hingegen viel zu wenig. Kompromisslos verlangt man tags darauf vom XX Bomber Command bis spätes- tens 15. Juni den ersten Luftangriff auf Japan, vorgetragen mit mindestens 70 Superfortress. Schwierige Versorgung Bekanntlich geht das beim Aktionsradius der B-29 vorerst ausschließlich von vorgeschobe- nen Absprungplätzen, die um das südwest- chinesische Chengtu (heutige Schreibweise Chengdu) herum angelegt sind. Selbst dann braucht jede Maschine zusätzliche Tankzellen im Bombenschacht, will sie es über japani- sches Mutterland und wieder zurück schaf- fen. Ausreichende Treibstoffmengen für sol- che Einsätze nach China zu schaffen, ist damals einzig über den Luftweg möglich. Ein hoher Aufwand mit Schwierigkeiten, die das XX Bomber Command ohne Fremdhilfe kaum bewältigen kann. Dumm, dass beim Air Transport Command aber die »Kunden« regelrecht Schlange stehen, sodass die Kapazitäten chronisch knapp sind. Dem 58th BW bleibt einstweilen wenig übrig, als selbst fortgesetzt Treibstofftransporte mit seinen kostbaren Einsatzmaschinen über den »Hump«, die südöstlichen Ausläufer des Himalaya hinweg, durchzuführen. Zuckerschlecken ist das keines. Tatsächlich sind die stundenlangen Flüge derart an- spruchs- wie gefahrvoll, dass man den Crews bald anteilig reguläre Kampfzeiten dafür gut- schreibt. Kamelsymbole, von denen jedes für einen solchen Flug »over the Hump« steht, zieren bald viele B-29 des 58th BW. Zum Leid- wesen Wolfes finden sich trotzdem weniger Treibstoffmengen in China ein als erhofft. Obendrein kommt für viele Besatzungen das dringend nötige Einsatztraining zu kurz, wenn sie stattdessen regelmäßig den Tank- wagen spielen müssen. Auftakt über Kyu¯shu¯ Immerhin haben sich bis Mitte Juni 1944 ge- nug Bestände an Flugbenzin auf den Plätzen um Chengtu angesammelt, dass Wolfe seine Bomber wie verlangt ein erstes Mal Richtung Japan entsenden kann. Ihr Angriffsziel: Die Yawata-Eisenhüttenwerke* am Nordzipfel von Kyu¯shu¯, Japans südlicher Hauptinsel. In Ostindien arbeitet das Bodenpersonal des 58th BW mit Hochdruck daran, möglichst vie- * Wegen eines komplexen Übersetzungsfehlers durch den Nachrichtendienst der USAAF meist stattdessen gleichgesetzt mit der Stadt Yawata auf Honshu

Japans Heimatluftverteidigung nimmt ab Juli 1941 ernstlich Gestalt an, nachdem sie in der Ver- antwortung der kaiserlichen Armee liegt. Nach dem Doolittle-Raid im April 1942 wird sie syste- matisch verstärkt. Obwohl Tokio zeitig von der Bedrohung durch die B-29 weiß, ist es schwierig, sich bis Sommer 1944 adäquat vorzubereiten. Japans Armee- wie Marine-Jagdfliegern fehlen vor allem leistungsstarke Höhenmotoren, um sich gegen die B-29 in vollem Umfang zu behaupten.

Wirkungsvoll bewaffnet: Die zweisitzige Kawasaki Ki-45 kann gegen einmotorige Jagdflugzeuge nicht bestehen, sondern eignet sich besser zum Abfangen schwerer Bomber Fotos (3) Sammlung Wolfgang Mühlbauer

Untypisch: Die Kawasaki Ki-61 hat einen im japanischen Flugzeugbau unüblichen flüssigkeitsgekühlten V-Motor. Sie ist agil, tut sich aber schwer in Höhen über 7000 Meter

Zu wenig Kraft: Als wendiger Abfangjäger konzipiert, enttäuscht die Nakajima Ki-44 im Kampf gegen die B-29. Es fehlt ihr an Höhenleistung wie an Feuerkraft

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