Flugzeug Classic

TYPENGESCHICHTE SPEZIAL HE 219

die W.Nr. 290202. Die FE-612 diente jedoch nur noch für Ausstellungszwecke und die FE-613 als Ersatzteilspender für die FE-614. Beide wurden nach 1946 verschrottet. Im Frühjahr 1946 überholte man FE-614 und bereitete sie für Flugversuche vor. Am 1. August 1946 wurde berichtet, dass die Vor- bereitungen zu 90 Prozent fertiggestellt wa- ren. Zu Flugversuchen kam es jedoch nicht mehr, da die U.S. Air Force mit Aufkommen der neuen Düsenflugzeuge das Interesse an den Propellermaschinen verloren hatte. Erhalten für Museumszwecke Diese letzte Heinkel He 219 entging dem Schrottplatz, weil General Henry Arnold ent- schieden hatte, dass von jedem deutschen Flugzeugtyp einer für Museumszwecke auf- gehoben werden sollte. Dafür wurde die Maschine am 17. September 1946 nach Park Ridge in Illinois zum No. 803 Special Depot transportiert. Zuvor hatte sie noch einen etwas aufgefrischten Anstrich und wieder deutsche Kennzeichen erhalten. Die Radar- antennen am Bug fehlten zu dieser Zeit bereits. Am 3. Januar 1949 ging die He 219 an das National Air and Space Museum der Smithsonian Institution in Washington. Da die U.S. Air Force die Lagerhalle in Park Ridge – eine ehemalige Flugzeugfabrik – mit Beginn des Koreakriegs 1950 von der U.S. Air Force wieder brauchte, mussten die eingelagerten Museumsflugzeuge geräumt werden, wobei einige verschrottet wurden. Wieder entging die Heinkel diesem Schicksal und wurde auf einem Freiluft-Lagerplatz abgestellt. Anfang 1955 kam sie schließlich in die Paul E. Garber Facility, Depot und Restaurierungswerkstatt des Museums in Silver Hill in Maryland. Dort lagerte sie viele Jahre neben der berüchtigten Boeing B-29 »Enola Gay« – dem Atombomber von Hiro- shima. 2001 endete der Dornröschenschlaf der letzten Heinkel He 219 und die Maschi- ne brachte man in das neue Restaurierungs- zentrum des Museums, den Mary Baker Engen Restoration Hangar im Steven F. Udvar-Hazy Center in Virginia. Zurück in den Originalzustand Dort machte sich wieder eine erfahrene Gruppe von Restauratoren wie Carl Heinzel, Rob Mawhinney, Dave Wilson oder der Farbexpertin Jia-Sun Tsang unter der Lei- tung von Kurator Alex Spencer an die Arbeit. Der aktuelle Zustand des Flugzeugs war zunächst zu untersuchen und zu dokumen- tieren, erforderliche Reparaturen festzu- stellen, fehlende Teile waren für eine Beschaffung aufzulisten und daraus die

Blick in das unrestaurierte Cockpit der eingelagerten He 219. Bis auf die etwas abgeplatzte Farbe auf dem Instrumentenbrett ist der Zustand noch weitgehend original Foto R.P. Lutz

Heinkel He 219

Generals der Nachtjäger Josef Kammhuber. Am 6. November 1942 startete die He 219 V1 in Marienehe zum Erstflug. Im Mai 1943 kamen die ersten V-Muster in Venlo zur Truppenerprobung und bereits im Juni errang Major Streib schon beim ersten Einsatz fünf Luftsiege. Wenig später wurden auch die ersten Mosquito-Schnellbomber mit dem »Uhu« abgeschossen. Vermutlich verließen mehr als 320 He 219 – überwiegend in den Versionen A-2 und A-7 – die Hallen der Heinkelwerke in Wien- Schwechat und in Rostock. Dazu kamen auch noch wenige He 219 D mit zwei Jumo-213- E-Motoren mit 1870 PS. Geplant war auch die He 219 B mit einem Dreimann-Cockpit und zwei Jumo-222-Triebwerken mit 2500 PS war. Die He 219 war der erfolgreichste deut- sche Nachtjäger, dessen Serienbau jedoch durch zahlreiche äußere Schwierigkeiten behindert wurde, sodass er nicht in größerer Zahl zum Einsatz kam, obwohl er bei den Besatzungen beliebt war.

Ursprünglich war die He 219 Ende 1940 ein Aufklärerprojekt auf der Basis des Rekord- flugzeugs He 119 und bis Juli 1941 wurden mehrere Varianten durchgerechnet. Nach- dem die Heinkelwerke Informationen über die damaligen Nachtjagd-Verfahren erhielten, wurde daraus ein Nachtjäger, diesmal mit zwei Einzelmotoren und Doppelleitwerk. Als das Reichsluftfahrtministerium (RLM) Ende 1941 die erste Kanzelattrappe besich- tigte, wurde gefordert, die Maschine auch als Höhenjäger und Zerstörer vorzusehen, wobei Letzteres die Hauptaufgabe wurde. Im April 1942 begann der Bau der Versuchs- flugzeuge und die He 219 bekam eine Dringlichkeitsstufe. Die weitere Entwicklungsgeschichte der Maschine schwoll zu einem ständigen Kampf mit der Ministerialbürokratie des RLM an, da man dort einen reinen Nachtjäger ab- lehnte und immer wieder versuchte, das Projekt zu stoppen. Dass es nicht dazu kam, verdankte Heinkel der Unterstützung des

34

Made with FlippingBook flipbook maker