Flugzeug Classic

erforderlichen Arbeiten und deren Ablauf festzulegen. Das Team begann mit dem Rumpf. Das Cockpit und der Rumpf-Innenraum wurden im Wesentlichen nur gereinigt, Schäden repariert und nur dort neu lackiert, wo es erforderlich war. Die amerikanischen Ein- bauten von der Erprobung wie Sauerstoff- anlage und Funkgeräte wurden entfernt und – soweit im Museum vorhanden – wieder durch deutsche Originalgeräte ersetzt. Der noch vorhandene Originalzustand sollte erhalten bleiben. 2003 erhielt der Rumpf außen eine neue Lackierung. Auf der Oberseite war die ori- ginale Bemalung noch vorhanden – aber stark verblasst. So konnte der Verlauf des Tarnanstrichs rekonstruiert werden. Die beste Vorlage dafür fand sich jedoch dort, wo die Flügelwurzeln den Rumpf verdeckt hat- ten. An der Stelle waren die Farbtöne noch weitgehend unverblasst vorhanden. Hier wa- ren noch gut erkennbar die Reste des ersten Werkanstrichs mit den hellen Oberseiten und den schwarzen Unterseiten erhalten geblieben. Dieser Bereich wurde dann auch so belassen. 2005 war der Rumpf bis auf die noch feh- lenden Antennen des FuG 220 fertiggestellt

Zur Montage der bisher fehlenden Funk-Messantennen kam der Rumpf der He 219 A-2 im Jahr 2019 nochmals in die Restaurierungswerkstatt. Auf dem Rumpfrücken befindet sich gut sichtbar die drehbare Peilantenne des PeilG 6 mit der darüber aufgespritzten sternförmigen Hilfsantenne Foto Heimo Stadlbauer

und wurde im Steven F. Udvar-Hazy Center zusammen neben den anderen deutschen Flugzeugen Arado Ar 234, Dornier Do 335 A-02, Focke-Achgelis Fa 330, Focke-Wulf Fw 190 F-8 und Nagler-Rolz NR 54 ausge- stellt. 2006 kamen die fertig restaurierten DB-603-A-Triebwerke mit ihren Motorgon- deln hinzu. 2014 waren auch die Tragflächen fertig restauriert, eine große und komplexe Bau- gruppe mit einem Gewicht von 2,2 Tonnen. Den Tarnstrich zu rekonstruieren und auf- zubringen, war eine anspruchsvolle Aufgabe für den Farbspezialisten Dave Wilson. Anspruchsvolle Lackierung Auf der Oberseite brachte er zunächst zwei Lagen einer Epoxid-Grundierung auf, dann drei Lagen in RLM 75 Grauviolett und

den RLM-Vorschriften. Die Unterseiten der Tragfläche waren dann einfacher zu bearbei- ten. Auf zwei Schichten Grundierung wur- den durchgehend drei Überzüge Schwarz RLM 22 aufgebracht. Bis 2019 war die Hein- kel He 219 A-2 dann im Museum komplett mit Tragflächen, Triebwerken und Fahrwerk aufgebaut. Als i-Tüpfelchen fehlte jedoch noch das Hirschgeweih, die markanten Antennen der Funkmessanlage FuG 220 an der Rumpfspitze. Das war 1946 verloren gegangen. Nach einer langen Suche nach erhalten gebliebenen Vorlagen konnten über einen Kontakt zu der Flying Heritage in Seattle Teile der Radarantenne einer He 219 für einen Nachbau ausgeliehen werden. Die Flying Heritage hatte das Wrack einer He 219 erworben, das am 23. April 2012 aus der

Mit der Montage der Antennen war 2021 die Restau- rierung des letzten kompletten ›Uhus‹ beendet

zuletzt das Wellenmuster in RLM 76 Licht- blau. Da auf den Tragflächen-Oberseiten das Tarnmuster nahezu wegerodiert war, muss- te Wilson das Wellenmuster nach dem Rumpf als Vorlage praktisch frei Hand neu aufspritzen. Zur Vorbereitung legte er große Plastikfolien auf dem Boden der Werkstatt aus und begann, das Wellenmuster zunächst zu üben. Auf den Tragflächen musste er teils knieend und teils stehend lackieren. Wilson begann an den mittleren Flügelwurzeln und arbeitete sich dann zu den Flügelspitzen vor. Für das Wellenmuster in zwei Schichten benötigte er zwölf Stunden Arbeit – vermut- lich wesentlich mehr, als die Arbeiter 1944 bei Heinkel gebraucht hatten. Wo die Balkenkreuze noch erkennbar waren, wurden sie im Original belassen. Inte- ressanterweise entsprachen sie nicht mehr

Nordsee vor Dänemark geborgen werden konnte. Hier fanden sich auch die Reste der Antennen. Knifflige Rekonstruktion Mit dieser Vorlage konnte der Schweiß- Experte des Museums, Kenny Mills, die Hal- terungen der Antennen rekonstruieren, bei denen sich die »Ellenbogen« zwischen den Streben und den H-förmigen Antennen- Dipolen als besonders knifflig zu fertigen erwiesen. Er formte aus einer Stahlplatte je eine linke und eine rechte Seite des Bauteils, das dann eine Vorlage für eine Gussform bildete. Danach wurden die kompletten Antennen fertiggestellt. Mit der Montage der Antennen war 2021 die Restaurierung des letzten komplett erhal- tenen Heinkel-»Uhus« abgeschlossen.

Am Platz des Bordfunkers war 1990 nur noch wenig von der deutschen Funk- anlage vorhanden. Oben ist das Sichtgerät für die FuG-220-Funkmessanlage, darun- ter sind zwei weitere Elemente des FuG 220, aber sonst nur die amerikanischen Funkgeräte für die geplante Flugerprobung Foto R.P. Lutz

35

FLUGZEUG CLASSIC 9 | 2025

Made with FlippingBook flipbook maker