Flugzeug Classic

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m November 1926 näherte sich Reichs- wehrminister Otto Karl Geßler (Deut- sche Demokratische Partei) dem Kabi- nett des Reichskanzlers Wilhelm Marx (Deutsche Zentrumspartei) an. Hatte man bislang Rüstungsprojekte im Verborgenen vorangetrieben, sollten die unter den Bedin- gungen der Verträge von Versailles illegalen Tätigkeiten fortan politisch abgestimmt wer- den. Eine Kooperation des Reichswehr mit dem Reichsverkehrsministerium diente

wehrmacht« nebst Aufstellung einer »Luft- macht« ab Oktober 1928, zunächst bis Juli 1929, dann bis ins Jahr 1932 hinein. Die 1920er-Jahre waren politisch insgesamt in- stabil, nach der Reichstagswahl 1928 ernann- te Reichspräsident Hindenburg Herrmann Müller am 28. Juni 1928 erneut zum Reichs- kanzler. Der Sozialdemokrat sicherte rund 350 Millionen Reichsmark als Haushaltsmit- tel für eine beschleunigte verdeckte Aufrüs- tung. Am 29. November 1928 legte der Chef

Mit Geßlers Vorstoß nahm die weiterhin streng geheime Wiederaufrüstung eine wichtige Hürde

der Heeresleitung dem Kabinett Müller II das »Erste Rüstungsprogramm« vor, das bis 1932 die Aufstellung von 16 voll ausgerüste- ten Divisionen (Heer) und die Vorbereitung der Industrie auf einen Mobilisierungsfall (Mob-Fall) nach sich ziehen sollte. Getarnt als Zivilflugzeug Der ehemalige Generalleutnant und Geßlers Nachfolger als Reichswehrminister, Karl Eduard Wilhelm Groener, baute die Streit- kräfte innerhalb der politisch zugebilligten Rahmenbedingungen aus. Weil man die

dazu, militärische Entwicklungen zu verschleiern. Letzteres trat beispielsweise als Auftraggeber für vorgeblich zivile, in Wahrheit aber militärisch nutzbare Luftfahr- zeuge auf. Aufrüstung unter der SPD Mit dem Vorstoß Geßlers nahm die weiter- hin streng geheime Wiederaufrüstung des Deutschen Reiches eine wichtige Hürde. Die Inspektion der Kriegsschulen erarbeitete bis zum 30. Juni 1927 einen »1. Entwurf« eines Aufstellungsplans zum Aufbau einer »Kriegs-

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FLUGZEUG CLASSIC 9 | 2025

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