Dramatische Kämpfe bei Kriegsende: Avro Lancaster der No 463 und 467 Squadron griffen mit der No 50 Squadron als Teil der No 5 Bomber Group der RAF am 14. März 1945 Lützkendorf an. Deutsche Nachtjäger wie Martin Becker versuchten das mit ihrer Bf 110 (Bild links) zu vereiteln. Das Schicksal einer Besatzung der an diesem Tag abgeschossenen Lancaster wirft bis heute Fragen auf Foto Sammlung Herbert Ringlstetter (links), RAF Waddington Heritage Centre
Zigarre«
Group mit insgesamt 244 Avro Lancaster und elf Mosquitos zu einem Angriff auf das Hydrierwerk. Unter den 18 Maschinen der No 50 Squa- dron, die vom Flugplatz Skellingthorpe abho- ben, befand sich auch die Avro Lancaster I, NG177, mit der Kennung VN-L und seiner sie- ben Mann starken Besatzung aus fünf Kana- diern (RCAF) und zwei Briten, dem Piloten Flight Lieutenant Frank James Ling (RCAF), Flight Engineer Sergeant Herbert Cecil Lomax (RAF), Navigator Flight Officer Bruce Wells Rutland (RCAF), Bombenschütze Flight Ser- geant Eric Leslie Howard (RAF), Funker Pilot Officer Ralph Lindsay Thompson (RCAF) und den beiden Bordschützen Pilot Officer Robert Bruce Millman (RCAF) und Pilot Officer An- gus Wharing Holmes (RCAF). Zwei Lancaster der 50 Squadron brachen ihren Einsatz wegen technischer Probleme vorzeitig ab, die restlichen 16 Maschinen reih- ten sich in den Bomberverband ein, der über Frankreich hinweg aus südwestlicher Rich- tung an Weimar vorbei das Zielgebiet anflog. In Auerstedt ertönte Fliegeralarm. Beinahe
schied sich doch der offensichtlich irgend- wann mal ausgehobene Boden deutlich von der natürlichen Erdschicht. Noch waren aber keine Anzeichen eines Sarges zu sehen. So langsam machte sich Ner- vosität breit. War das Grab vielleicht leer? Vom Rand der Grube beobachtete der 83-jäh- rige Werner Meister die Arbeiten. Er war sich sicher, dass hier noch jemand lag. Schließlich war er am Abend des 14. März 1945 Augen- zeuge, als ein alliierter Bomber hinter dem Dorf abstürzte und explodierte. »Bomben- alarm gab es zu der Zeit relativ häufig«, so Meister, der damals sieben Jahre alt war. Lützkendorf im Visier Etwa 40 Kilometer nordöstlich von Auer- stedt befanden sich nämlich die Hydrierwer- ke von Leuna und Lützkendorf. Seit Mai 1944, mit dem Beginn der alliierten Luftof- fensive gegen die deutsche Treibstoffindus- trie, waren sie in das Visier amerikanischer und britischer Bomber geraten. Das Hydrier- werk der Wintershall AG in Lützkendorf produzierte aus Erdöl und Braunkohle syn-
thetischen Treibstoff. Am späten Nachmittag des 14. März 1945 formierte sich über Süd- england erstmals ein Bomberverband der Royal Air Force (RAF) der No.5 Bomber Auf dem Grabstein in Auerstedt liegt laut Inschrift ein US-Soldat begraben. Welches Geheimnis hat er mit in den Tod genommen?
FLUGZEUG CLASSIC 7/2022
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