AMERIKAS
CHILE Bergbau muß modernisieren
In Chile lagern die größten bekannten Kupfervorkommen der Welt. Bis 2026 soll die Kupfergewinnung laut chilenischer Kupferkommission Cochilco auf 6,73 Millio- nen Tonnen hochgefahren werden. Dafür sollen neue Projekte und Effizienzsteigerun- gen in bestehenden Minen sorgen. Nach Recherchen des Informationsdienstleisters BNAmericas werden in Chile derzeit 15 Großprojekte entwickelt, die bis 2026 in Betrieb gehen sollen. Die Investitionen belaufen sich auf mehr als 34 Milliarden US-Dollar (US$). Ziel ist eine Förderkapazi- tät von 3,3 Millionen Tonnen Kupfer pro Jahr. Bei der staatlichen Gesellschaft Enami geht man indessen davon aus, dass der Trend weg von Großbergwerken hin zu Minen mit mittlerer Größe geht. Wegen ihres geringe- ren ökologischen Fußabdrucks erhielten sie schneller die notwendigen Genehmigungen; zudem genössen sie eine höhere Akzeptanz unter der lokalen Bevölkerung, auch weil sie mehr Wertschöpfung schafften, so die Experten. Automatisierungsbedarf ist hoch Insgesamt modernisiert sich Chiles Kupfer- bergbau. Das macht ihn auch für deutsche Anlagenbauer und Anbieter von Verfahrens- technik zum interessanten Kunden. Auch im Umweltbereich investieren die Unterneh- men. Dazu gehören unter anderem Meer- wasserentsalzungsanlagen, um den enormen Wasserverbrauch der Minen nicht über das vor Ort knappe Süßwasser decken zu müs- sen. Gelder fließen zudem in Technologien zur Staubvermeidung beim Abbau sowie die Installation von Feinstaubfiltern in der Kup- ferverarbeitung. Hierfür bedarf es moderner Mess- und Analysetechnik zum Monitoring und zur Auswertung der Daten. Viele Bergbaufirmen treiben freiwillig die Dekarbonisierung voran, darunter über die Elektrifizierung von Prozessen (zum Bei- spiel Transportbänder statt Autos) und die Umstellung auf nicht-fossile Kraftstoffe (E-Fahrzeuge, grüner Wasserstoff, Hybrid- Fahrzeuge).
Neue Technologien gefragt: Chiles Kupfer- bergbau soll effizienter und umweltverträg- licher werden. Deutsche Anbieter können mit Know-how, Anlagen und Verfahren punkten. Im Bild: Kupfergewinnung durch Elektrolyse
Potenziale im Sekundär- und Nachbergbau Ein ganz großes Thema ist ferner der Nach- bergbau. Im Andenstaat wurden bis 2019 lan- desweit Spülhalden mit einem Volumen von 10,5 Milliarden Tonnen aufgetürmt, schreibt der chilenische geologische Dienst Sernageo- min. Jedes Jahr kommt eine weitere halbe Milliarde Tonnen Abraum dazu. Laut Cochilco gibt es in Chile 173 verlasse- ne, 466 inaktive und 94 aktive Halden. "In Zukunft wird es darum gehen müssen, diese Halden ordnungsgemäß zu schließen, um die Risiken für Mensch und Umwelt zu minimie- ren", so Achim Constantin von der Bundes- anstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Zum Nachbergbau könne Deutschland enormes Know-how beitragen. Zunehmend in den Blick gerät auch der Se- kundärbergbau. Dahinter stecken riesige Volu- men. "Das in Chile geförderte Erz enthält zwi- schen 0,3 und 0,5 Prozent Kupfer. Das heißt, 99,5 Prozent des geförderten Gesteins geht auf Halde – und alles wurde vorher gemahlen und aufbereitet. Diese Bergbaurückstände zu reduzieren und langfristig verantwortungsvoll zu sichern, wird neue innovative Lösungsan- sätze erfordern“, sagt Constantin. GTAI/IHK
10% DER KUPFERPRODUKTION weltweit entfallen auf den Staatskonzern Codelco, den weltweit größten Kupferproduzenten. QUELLE: GTAI
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IHK Global Business 12/2023
ihk.de/rhein-neckar
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