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KOMMUNALE HAUSHALTE Drohen steigende
Gewerbesteuerhebesätze? Viele Kommunen sind klamm. Was Unternehmen wissen müssen.
werden müssen, können die kommunalen Haushalte ins Rutschen geraten. Wie sieht es in der Region aus? Für Mannheim geht der Haus- haltsplan 2024 von einem Rückgang des ordentlichen Ergebnisses auf 28,6 Millionen Euro (bzw. 43,9 Millionen Euro laut Prognose) aus. Ab 2025 erwartet Mannheim ein De- fizit, das bis 2028 auf voraus- sichtlich 18 Millionen anwach- sen wird. In Heidelberg wird der Ergebnishaushalt 2024 laut Prognose mit einem deut- lichen Minus von 56,2 Mil- lionen Euro abschließen. Das sind rund 32,5 Millionen Euro weniger als im Ansatz ange- nommen.
Wieso sind die Kommunal- haushalte so belastet? Hier lohnt der Blick in den Posten „Kommunale In- vestitionen“. Zwar sind alle Kommunen verpflichtet, ihre Infrastrukturmaßnahmen am Ziel der Klimaneutralität auszurichten und die ent- sprechenden Finanzmittel – zum Beispiel für infra- strukturelle Maßnahmen –bereitzustellen. Stark belas- tet werden viele kommuna- len Haushalte durch die zum Teil erheblichen Kosten- steigerung bei laufenden Investitionen. Außerdem wuchs der Posten „Ordent- liche Aufwendungen“ viel stärker, als es die Haushalts- planungen vorsahen.
Blick in die Pro - duktion: Haben höhere Gewer- besteuersätze Auswirkungen auf die Pläne für 2025?
Welche Bedeutung hat die Ge- werbesteuer und warum ist sie für Haushälter problematisch? Die Gewerbesteuer bildet – zu- sammen mit der Grundsteuer – eine der wichtigsten kom- munalen Einnahmequellen. In Heidelberg umfasste das Gewerbesteueraufkommen 2023 circa 19 Prozent des ordentlichen Ergebnisses. In Mannheim betrug die- ser Anteil 24,6 Prozent. Zur verlässlichen Finanzierung kommunaler Aufgaben ist die Gewerbesteuer aber eigentlich schlecht geeignet, denn ihr Aufkommen ist stark konjunk- turabhängig. In Zeiten stagnie- renden Wirtschaftswachstums sinkt ihr Ertrag. Da umgekehrt gerade in ökonomisch schwie- rigen Zeiten die Sozialausga- ben steigen und die regulären Ausgaben weiterhin finanziert
INFO
Gewerbesteuer: So ist die Lage in der Region und bundesweit
Die höchsten Hebesätze für den IHK-Bezirk Rhein-Neckar fin- den sich im Stadtkreis Mannheim (430 Prozent), die niedrigsten in Walldorf (260 Prozent). In den vergangenen Jahren nahmen die Hebesätze zum Teil zu. In Baden-Württemberg stiegen die Hebesätze bei Ge- meinden ab 20.000 Einwohnern seit 2015 um durchschnittlich zwölf Prozent. Zum Vergleich: In Bayern stieg der Hebesatz im gleichen Zeitraum um durchschnittlich sechs Prozent und in Hessen um 11 Prozent. Eine große Ausnahme ist Rheinland- Pfalz: Dort sank der Hebesatz seit 2015 durchschnittlich um 13 Prozent. 2024 erhöhten 14,8 Prozent der deutschen Gemeinden – und damit doppelt so viele wie 2023 – ihren Gewerbesteuerhebe- satz. Bei 84 Prozent dieser Gemeinden betrug der Anstieg zehn Prozentpunkte und mehr. Spitzenreiter ist Idar-Oberstein mit einem Plus von 110 Prozent.
278.000 EURO Jährliche Gewerbe- steuer für eine mittelständische Kapitalgesellschaft mit einem Jahres- gewinn von zwei Millionen Euro und etwa 200 Mitarbei- tern in Baden-Würt- temberg QUELLE: DIHK
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IHK Magazin Rhein-Neckar 01 | 2025
ihk.de/rhein-neckar
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