IHK-Magazin Ausgabe 1/2025

STANDORT

beschäftigt wird. „Neulich bekam das Bestattungsunternehmen, das direkt neben der Baustelle liegt, Särge geliefert. Der Lkw war zu groß und passte nicht durch die provisorische Baustelleneinfahrt. Die Arbeiter auf der Baustelle? Haben ohne Murren sofort unter- stützt, so dass der Lkw binnen kürzester Zeit im Hof war“, erzählt Carmen Niebel. Durch verschiedene Marketingakti- onen machen die von der Baustelle betroffenen Betriebe zusätzlich auf sich aufmerksam. Der „Baustellen Podcast Handschuhsheim“ (hörbar über Spotify, Apple oder Insta- gram) wurde über die städtischen Stadtteilbudgets und den Baustel- lenunterstützungsfonds finanziert. Es gibt zudem eine eigene Web- seite, die ausschließlich auf die Bedürfnisse der Gewerbetreiben- den abgestimmt wurde. Groß- beschilderungen sollen vor allem Autofahrern aus Dossenheim oder Schriesheim den Weg durch die Baustelle leichter machen. „Alle, die von Norden kommen, bleiben ein bisschen unser Problem. Sie müssen einfach wissen, dass es uns gibt und dass wir erreichbar sind. Dort muss noch mehr Werbung stattfinden“, macht Carmen Niebel deutlich. Die Wirtschaftsförderung hat auf dieses Anliegen bereits mit einer Postkartenaktion und Anzeigen in den angrenzenden Ge- meinden reagiert. Auch zusätzliche Parkplatzangebote bei den großen Supermarktketten sollen noch einmal klar kommuniziert wer- den. Unternehmerin Niebel weist darauf hin, dass es im Heidelberger Stadtgebiet derzeit um die 170 Bau- stellen gibt: „Wir können von den Kunden nicht erwarten, dass sie sich zu jeder einzelnen informieren und auch nicht jeden im persönli- chen Gespräch abholen. Über allem muss klar die Botschaft stehen: wir sind erreichbar.“ Ende Oktober hat in Handschuhsheim der zweite Bauabschnitt begonnen. Insgesamt liegt man mit den Sanierungsmaß- nahmen im Zeitplan. MB

INFO

Vier Bausteine für gutes Baustellenmanagement

1. Miteinander reden Neben dem Runden Tisch, der in der Zwischenzeit schon zehn Mal statt- fand, gibt es in Handschuhsheim einen regen Austausch zwischen den jeweiligen Akteuren. Die städtische Wirtschaftsförderung schickt den Unternehmen einen eigenen Newsletter zur Baustelle mit aktuellen Ent- wicklungen und möglichen Marketingmaßnahmen. Dazu gibt es eine eigene Mail-Adresse für bessere Erreichbarkeit. Unternehmerin Carmen Niebel: „Die Zusammenarbeit von Stadt, Wirtschaftsförderung und dem Gewerbeverein ist wirklich außergewöhnlich. Es sind stets alle ansprechbar und kompromissbereit.“ Marketing neu denken Neben der eigenen Webseite sticht in Handschusheim vor allem der Pod- cast bei den Marketingmaßnahmen hervor. Dazu kommen klassische Mittel wie Umleitungs- und Marketingbeschilderung, kleine Give Aways oder Bei- lagen in der Tageszeitung. Aber vor allem die Nutzung von digitalen Medien schafft Aufmerksamkeit. Inzwischen gibt es eine Warteliste für Unterneh- mer, die ihren Betrieb im Podcast vorstellen möchten und es dreht sich gar nicht mehr alles nur um die Baustelle. Auf der Unternehmensplattform www.vielmehr.heidelberg.de haben sich viele Betriebe aus Handschuhs- heim ein Profil angelegt und ihre Online-Sichtbarkeit optimiert. 2. 3. Verantwortliche klar benennen Im Falle der Dossenheimer Landstraße hat die RNV einen eigenen Bau- stellenbeauftragten nur für die Gewerbetreibenden vor Ort. Bei Problemen oder schwierigen Situationen versucht dieser zwischen Bauleitung, Bau- unternehmen und dem jeweiligen Betrieb zu vermitteln und gemeinsam mit allen Beteiligten individuelle Lösungen zu finden. Matthias Friedrich von der Wirtschaftsförderung: „Der Baustellenbeauftragte für die Gewerbetreiben- den ist in unserem Falle ein wichtiger Faktor. Das ist zwar für die Bauherren ein Kostenfaktor, aber vielleicht sollte man bei künftigen Großprojekten die Einsetzung eines eigenen Beauftragten forcieren.“ Durchhaltevermögen zeigen Die meisten Baustellen sind ein Marathon und kein Sprint. Laut Matthias Friedrich ist man sich bewusst, dass die Neugestaltung in Handschuhsheim ein Kraftakt für alle Beteiligten bleibt. Es brauche Ehrgeiz und Energie die Gegebenheiten bestmöglich anzunehmen und auszugestalten. Carmen Niebel und ihre Tochter Sophie probieren regelmäßig neue Aktionen. So sind sie beispielsweise den Weg von Dossenheim nach Handschuhsheim abgefahren und haben das Video auf Instagram gestellt. Um den Kunden von außerhalb zu zeigen, dass man durchaus gut erreichbar ist. INFO: Vor Ihrem Unternehmen wird auch gebaut? Die IHK unterstützt: ihk.de/rhein-neckar/bauleitplanung 4.

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IHK Magazin Rhein-Neckar 01 | 2025

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