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Bekämpfung von Kinderarmut: Was wir alle tun können

Interview Elke Schuster, Volkshilfe Büro für Soziales

Im Gespräch mit Elke Schuster, Mitarbeiterin des Volks- hilfe Büro für Soziales, erhalten Sie einen Einblick in die Themen Kinderarmut und Grundsicherung. Sie erfahren, wie viele Kinder in Österreich von Armut und damit von Ausgrenzung betroffen sind, und welche Initiativen die Volkshilfe ins Leben gerufen hat. Was vielen von uns viel- leicht nicht bewusst ist: Jede:r Volkshelfer:in kann einen Beitrag gegen Kinderarmut leisten – welche Möglich- keiten es gibt, stellen wir im folgenden Beitrag vor. Eine spoilern wir schon an dieser Stelle: die Teilnahme am BIWE-Seminar „Kinderarmut abschaffen – Jedem Kind alle Chancen". Sie sind im Landesverein der Volkshilfe Steiermark be- schäftigt. Wie können wir uns Ihren Aufgabenbereich vorstellen? Ich bin seit Mai 2022 als Projektbegleiterin im Volkshil- fe Büro für Soziales angestellt. Gemeinsam mit unseren ehrenamtlichen Kolleg:innen aus den Bezirksvereinen haben wir uns der Bekämpfung von Armut und Aus- grenzung in der Steiermark verschrieben. Wir unterstüt- zen und beraten Menschen in Notlagen und versuchen LAUT gegen Armut zu sein, um auf das Thema auf- merksam zu machen. Im Rahmen meiner Tätigkeit bin ich als Sozialarbeite- rin für das Projekt „Kinderarmut abschaffen“ zuständig. Es handelt sich hierbei um ein österreichweites Projekt, durch welches wir Kinder aus armuts- oder ausgren- zungsgefährdeten Familien unter anderem in den Be- reichen Bildung und Gesundheit finanziell unterstützen, Beratungen anbieten sowie soziale Teilhabe ermöglichen können. Außerdem ist uns die Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung sehr wichtig. Wir setzen uns dafür ein, dass es in Österreich eine Kindergrundsicherung geben soll.

Laut Erhebungen aus dem Jahr 2022 sind in Österreich 353.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von Armut oder Ausgrenzung betroffen. In der Steiermark handelt es sich um 35.000 armuts- oder ausgrenzungs- gefährdete Kinder im Alter zwischen 0 bis 14 Jahren. Das ist mehr als jedes 5. Kind – jedes davon ist eines zu viel! Kinderarmut ist mehr als kein Geld zu haben. Betroffe- ne Kinder und Jugendliche müssen auf Vieles verzichten und es fehlt an Teilhabe am sozialen Leben, an Gesund- heitsförderung und Bildungschancen.

Kinderarmut existiert – auch in einem so reichen Land wie Österreich!

Elke Schuster

In meinen früheren beruflichen Tätigkeiten im elemen- tarpädagogischen und Sozialbereich war mir dieses Aus- maß nicht bewusst. Mir war ehrlich gesagt auch nicht bewusst, welchen großartigen Beitrag die Volkshilfe hier leistet. Im Nachhinein gesehen, hätte ich z. B. im Rah- men meiner Arbeit als Elementarpädagogin wohl vielen Familien besser weiterhelfen können, wenn ich schon damals mehr darüber gewusst hätte. Was erleben Sie in Ihrer täglichen Arbeit? In der Praxis steht unser Team täglich in Kontakt mit Menschen, die sich das Leben nicht mehr leisten kön- nen. Gerade der Schulstart oder die Weihnachtszeit trifft viele besonders hart. Eltern sind verzweifelt, weil sie ihren Kindern nicht nur ihre Wünsche nicht erfüllen können, sondern am Ende des Monats oft nicht einmal mehr genug Essen für alle im Kühlschrank haben, oder sich die Miete nicht mehr leisten können. Die Teue- rungen erschweren diese Situation noch einmal mehr. Wir sehen einen deutlichen Anstieg an Ansuchen um Unterstützung. Oft auch von Familien und Menschen, denen es bis vor Kurzem noch möglich war, finanziell über die Runden zu kommen.

Projektbegleiterin für das Projekt „Kinderarmut abschaffen“

Es ist kaum vorstellbar, dass Kinderarmut in einem Land wie Österreich existiert!

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