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Lebenslanges Lernen: Die Reise des Wissenserwerbs

Ein Fachbeitrag von Julia Düttmann

Das Gehirn ist kein normaler, sondern ein paradoxer Schuhkarton. Je mehr drin ist, desto mehr passt noch rein.

Lebenslanges Lernen, auch als lebensbegleitendes Lernen bezeichnet, ist ein Konzept, das Menschen befähigen soll, während ihrer gesamten Lebensspanne zu lernen. Der Artikel von Julia Düttmann zeigt, wie unser Gehirn sei- ne Lernfähigkeit über die Jahre hinweg bewahren kann. Neben Aus- und Weiterbildungsaktivitäten gibt es weitere Faktoren, die dazu beitragen, geistig fit zu bleiben. Man- che von ihnen mögen zwar bekannt klingen, ihre Erklä- rung und Untermauerung durch interessante Forschungs- ergebnisse verleiht aber womöglich einen neuen Anreiz, die Empfehlungen im Alltag umzusetzen. In einer Welt, die sich ständig wandelt und fortschreitet, hat das Konzept des lebenslangen Lernens eine zuneh- mende Bedeutung erlangt. Es ist mehr als nur eine Bil- dungsstrategie – vielmehr stellt es eine geistige Haltung dar, die die Bereitschaft betont, kontinuierlich neues Wissen zu erwerben und sich an veränderte Gegeben- heiten anzupassen. Hierzu benötigt es vor allem eine neugierige Haltung, Interesse und Offenheit für neue Themen und Herausforderungen. Die Vorteile des lebenslangen Lernens sind vielfältig. Indem wir unseren Wissenshorizont erweitern, bleiben wir geistig agil und anpassungsfähig. Neue Fähigkeiten ermöglichen beruflichen Aufstieg und persönliche Wei- terentwicklung. Gleichzeitig fördert lebenslanges Ler- nen die Neugier, da wir uns aktiv mit der Welt um uns herum auseinandersetzen.

Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer

Gerade im mittleren Alter, etwa zwischen 50 und 60 Jahren, wo sich eventuell die ersten Auswirkungen der kognitiven Veränderungen des Alterns zeigen, ist der Erhalt der Lernfähigkeit wichtig, um mit den vielfältigen Veränderungen in unserer Umwelt mithalten zu können und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, auch in hohem Alter geistig fit zu sein. Noch bis vor wenigen Jahren gingen Forscher:innen da- von aus, dass die Lernfähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Aktuelle neurowissenschaftliche Studien zei- gen jedoch, dass unser Gehirn ständig lernfähig bleibt – vorausgesetzt, wir trainieren es. Denn unser Gehirn ist plastisch. Es wächst mit seinen Aufgaben, weil beim Ler- nen neue neuronale Verknüpfungen, also Verbindungen zwischen den Nervenzellen, entstehen. Werden diese durch häufiges Wiederholen gestärkt, können Informa- tionen schneller und einfacher weitergeleitet werden. Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer erklärt: „Das Ge- hirn ist kein normaler, sondern ein paradoxer Schuhkar- ton. Je mehr drin ist, desto mehr passt noch rein.“ Oder anders gesagt: Use it or lose it. Damit auch Sie bis ins hohe Lebensalter Schritt halten und lernfähig bleiben, gibt es einfache Tipps. Wer sie beherzigt, lernt leichter und kann dadurch mit Verän- derungen in seinem Umfeld viel besser klarkommen. In jedem Alter. Ein Leben lang.

Julia Düttmann Beraterin, Coachin, Trainerin

und Autorin des Buchs „Lebenslanges Lernen“

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