Refexion und Schlussfolgerungen Sowohl in Deutschland als auch in Japan spielen nichtstaatliche Organisationen und das zivilgesellschaftliche Engagement eine bedeutende Rolle bei der Ausgestaltung sozialer Unterstützungsangebote undderEntwicklungderGesellschaft(vgl.Bauer/Dahme/Wohfahrt,2012und Kreitz, 1989). In der Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen den sozialstaatlichen Unterstützungssystemen ist zubeachten,dasssichSozialeArbeitsowieihreTheorienundMethodenin einem westlichen Wertesystem und unter den jeweiligen Bedingungen der historischen, wissenssoziologischen und kulturellen Gegebenheiten entwickelt hat. Bereits in den verschiedenen europäischen Nationalstaaten lassen sich verschiedene Ausprägungen und Besonderheiten von Leistungen und Angeboten erkennen, die mit Social Welfare, Social Work und Youth Work benannt werden. Berechtigterweise wird im japanischen Diskurs zur Entwicklung der Sozialen Arbeit darauf hingewiesen, dass es grundsätzliche Unterschiede der kulturellen Prägung und der Denk- und Herangehensweise in Bezug auf soziale Probleme gibt, die jedoch nicht in einer widersprüchlichen Beziehung zueinander bewertet werden sollten (vgl. Kubo, 2020,S.107).DieseErkenntnisentwickelten wir ebenfalls als Delegation während unseres Aufenthalts. Uns war es wichtig, die Herausforderungen und die Lösungsansätze kennenzulernen und ein V erständnis für die jeweilige Praxis in den einzelnen EinrichtungensowiefürdieSichtweisenderFachkräftezue ntwickeln.IndenweiterenAusführungensoll deshalb keine Bewertung vorgenommen werden. Vielmehr sollen die Schlussfolgerungen dazudienen, einige Wirkungsaspekte zu refektieren und daraus Impulseabzuleiten.Sieorientierensichandendrei beschriebenen Fluchtpunkten, innerhalb derer sich Jugendarbeitmindestensverortenlässtundgreifen das Verhältnis zwischen ehrenamtlichem und hauptamtlichem Engagement auf, das dieses Handlungsfeld prägt.
● Ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement in der Jugendarbeit
Jugendarbeit ist ein Handlungsfeld,dasvonaktiverEigentätigkeitundsozialenInteraktionengeprägtist und diese als Bildungsanlässe nutzt. Die Anregung von Beteiligung, sozialem Engagement und gesellschaftlicher Mitverantwortung gehören zu ihrem Selbstverständnis. Das bedeutet, dass sie ein typischer Ort fürehrenamtlicheVerantwortungsübernahmeist.DasEngagementjungerMenschenwird gezielt angeregt und gefördert. Sie erhalten hier die Gelegenheit, sich persönlich auszuprobieren und Kompetenzenzuentwickeln,umselbstbestimmteLebensentwürfeentwickelnundrealisierenzuk önnen. Die Studierenden, die sich in der Social Media Association in Hyogo für Medienworkshops an Schulen engagieren, sind ein gutes Beispiel dafür. Solche ehrenamtlichen Aktivitäten lassen sich in der JugendarbeitundderJugendverbandsarbeitinDeutschlandebenfallsinkleinemundgroßemMaßstab– bis hin zu selbstverwalteten Einrichtungen, die von jungen Menschen gestaltet werden – fnden. AuchdasHandelnderhauptamtlichenFachkräfteinderJugendarbeitistinderRegelvoneinemgroßen Engagement geprägt. Im Austausch mit den Fachkräften aus Japan war dies eindrucksvoll zu erleben. Dabei schien es, als ob die Angebote der Jugendarbeit, die an den Schulen stattfnden, eine Zusatzaufgabesind,dieLehrkräftenachdemUnterrichtübernehmen.IneinemEinzelbeispielberichtete eineLehrkraftvondereigentlichenLehrtätigkeit,derFunktionalsbeauftrageLehrkraftfürd enAlltagder jungen Menschen an der Schule sowie der Entwicklung von online-basierten Beratungsangeboten für junge Menschen, die sich in persönlichen Problemlagen befnden oder negative Erfahrungen in der Schule gemacht haben und sich zurückziehen. Zu den Problemlagen junger Menschen führte diese Seite42
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