Das neue „Xi-na“: Immer stärker ord- net Parteivorsitzen- der Xi Jinping auch das Wirtschafts- leben ideologischen Allmachtsansprü- chen unter.
ASIEN-PAZIFIK
CHINA Druck auf Unternehmen steigt
zu fördern. Meist soll schon die An- drohung von Sanktionen zu „korrek- tem“ Verhalten bewegen. Die Auslöser, auf die Beijing mit Ein- schüchterung reagiert, sind vielfältig. Traditionell schaltete sich die Regie- rung ein, wenn sie sich in Fragen der nationalen Souveränität, der nationa- len Sicherheit oder bei territorialen Streitigkeiten benachteiligt sah. Neue „rote Linien“ sind ein zunehmend kritisches Chinabild auf der inter- nationalen Weltbühne, der Umgang mit chinesischen Firmen im Ausland sowie als „anti-chinesisch“ aufgefasste Maßnahmen anderer Länder. Die Ungenauigkeit der chinesischen Rhetorik und die Unvorhersehbar- keit der tatsächlichen Auswirkungen auf das eigene Geschäft mehren die Befürchtung ausländischer Firmen, selbst zur Zielscheibe zu werden. Die- ses Risiko ist eine neue Dimension, die den Umgang mit China zu einem Balanceakt macht. Der 20. Parteitag zeigte: Streben nach wirtschaftlicher und technolo- gischer Unabhängigkeit und die Stär-
Immer häufiger sanktioniert die chinesische Regierung „nicht- konformes“ Verhalten ausländischer Firmen. Bei der Auswahl der Sank- tionsmittel geht Beijing pragmatisch vor. Insbesondere handelspolitische Maßnahmen und Handelsbeschrän- kungen haben in den letzten Jahren zugenommen. Zudem sind staatlich gesteuerte Boykott-Aktionen, administ- rative Hürden und subtile Nicht- Gleichbehandlung gängige Methoden. Am häufigsten betroffen ist der Konsumgüter- und Dienstleistungs- bereich sowie Lieferanten von Agrargütern und Vorprodukten. Die Regierung versucht, Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft und den heimischen Handel möglichst gering zu halten; das spiegelt sich in der Auswahl der sanktionierten Firmen. Typisch für das Vorgehen ist, dass strategisch relevante Unternehmen davon unberührt bleiben. Dagegen sind Wirtschaftszweige mit alterna- tiven Anbietern durchaus gefährdet. China nutzt die Handelsrestriktionen auch, um gezielt einheimische Firmen
kung der Binnenwirtschaft bleiben Kernziele, wobei Ideologie und Partei das Wirtschaftsklima prägen. Wachs- tum gilt zwar weiterhin als wichtig, rückt aber hinter „nationale Sicher- heit“ und „Stabilität“. Unternehmen werden zum Spielball politischer Interessen. Der zunehmen- de Wirtschaftsnationalismus Chinas ist für ausländische Unternehmen eine große Herausforderung, während auf europäischer Seite die intensivier- te Politisierung der Chinaaktivitäten das Geschäft erschwert. Das Chinabild in westlichen Ländern ist kritischer geworden. Die negative öffentliche Stimmung sowie erkannte einseitige Abhängigkeiten sorgen dafür, dass Fir- men sich häufiger öffentlich positio- nieren müssen. Auch das zunehmend angespannte Verhältnis mit der EU wirkt sich auf europäische Firmen aus. Firmen sollten ihr Risikoportfolio auf dem chinesischen Markt kontinuierlich prüfen und regelmäßig neu bewerten. Die Diversifizierung und Erschließung alternativer Märkte kann eine vorbeu- gende Maßnahme darstellen. GTAI/IHK
CHINA Schwenk in der Corona-Politik – oder doch nicht?
Wann die Maßnahmen allerdings flächendeckend greifen und wie genau sie umgesetzt werden, ist völlig unklar. Von einer Abkehr von der strikten Null-Covid- Strategie ist keine Rede. Im Gegenteil: Jede Großstadt verhängt andere Regeln. Shanghai lässt Neuankömmlin- ge für fünf Tage nicht in Restaurants oder Geschäfte. Aus Chongqing dürfen Menschen nur in dringenden Fällen und mit negativem Test ausreisen. Guangzhou riegelt mehrere Stadtteile komplett ab. Alles deutet darauf hin, dass Infektionen und Einschränkungen erstmal wieder zunehmen werden. Wir halten Sie mit Informationen auf unserer Website auf dem Laufenden. GTAI/IHK ihk.de/rhein-neckar/international/corona-ausland-inland/ ausland/china-update-corona-virus
Die Regierung hat kürzlich erst einen 20-Punkte-Ka- talog mit Lockerungen verkündet, doch die Infektions- zahlen in China sind so hoch wie nie. So ist bei Einreise seit 15. November nur noch ein PCR- Text innerhalb von 48 Stunden notwendig statt bislang zwei. Die Quarantäne soll sich auf 5 Tage in einer zentralen Einrichtung und 3 Tage Heimquarantäne (soweit vorhan- den) verkürzen bei insgesamt 6 PCR-Tests. Bei Weiterreise kann die Isolierung unter Umständen sogar entfallen. Auch Flüge müssen nach einer Covid-Infektion an Bord nicht mehr gestrichen werden („Circuit breaker“). Bei bestimm- ten Geschäftsreisen, Sportveranstaltungen und mehr sind quarantänefreie Closed Loop-Blasen für Passagiere vorge- sehen. Generell soll gezielter getestet und nur noch Gebiete mit Hoch- und Niedrigrisiko unterschieden werden.
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IHK Global Business 12/2022
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