TITELTHEMA | HEIDELBERG
D ie Heidelberger WirtschaftsWoche schaffte es die Neckarmetropole unter die drei zukunftsfähigsten Städte des Landes. Auch bei der Stu- die „Vitale Innenstadt“ konnte die Neckarstadt punkten: Laut Institut für Handelsforschung (IFH) schaffte Heidelberg eine glatte Zwei. Die Kommune liegt so vor ähnlich großen Städten (Durchschnitt 2,3). Heidelbergs Innenstadt punk- tet laut Studie bei den Passan- ten vor allem mit Ambiente, Aufenthaltsqualität sowie einem ausgewogenen Einzel- handelsangebot. Die Altstadt zählt laut IFH zu den leben- digsten und attraktivsten Zen- tren Deutschlands. „Das Bild der Innenstadt ist durchweg positiv. Es ist viel im Umbruch. Dank einiger Neuansiedlungen gibt es wenig Leerstand, auch wenn die Kunden sicher den ein oder anderen leeren Laden Erfolgskurve scheint weiter steil nach oben zu zeigen. Beim Städ- teranking 2022 der sehen. Meist ist dieser aber schon wieder vermietet oder Händler ziehen einfach in eine passendere Immobilie wie ak- tuell Douglas“, erklärt Susanne Schaffner. Die Vorsitzende des Citymarketingvereins Pro Hei- delberg betreibt als Geschäfts- führerin Tee Gschwendner in der Hauptstraße. Also alles palletti in der Hei- delberger Innenstadt? IHK- Präsident Manfred Schnabel gibt mit Blick auf die IFH-Um- frageergebnisse zu bedenken: „Dank guter Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es über Co- rona hinweg gelungen, die In- nenstadt am Leben zu halten. Doch auch wenn die Pandemie vorbei ist, kämpfen Betriebe um ihre Existenz. Geschwächt durch die staatlicherseits ange-
Pläne, die IHK-Geschäftsfüh- rer Andreas Kempff durchaus kritisch sieht: „Es gibt die Sorge, dass die Innenstadt zerfasert und sich rund um den Bahnhof ein zweiter Stadtkern entwickelt und die Kaufkraft sich dorthin verla- gert. Man muss sich auch die Frage stellen, ob die Kaufkraft für solch eine große Achse überhaupt ausreicht oder muss es gerade nach der Pande- mie nicht darum gehen, die kritische Masse zusammenzu- halten.“ Schließlich gelinge es laut IHK-Analyse Heidelberg nicht, die vor Ort vorhandene Kaufkraft zu binden. Diese so- genannte Kaufkraftbindungs- quote verharrt mit 96 Prozent das zweite Jahr in Folge unter 100 Prozent. Das ist für eine Stadt dieser Größe mehr als ungewöhnlich. Auch Susanne Schaffner ist von den Plänen nicht voll- ständig überzeugt: „Ich glaube nicht, dass das langfristig funktionieren wird. Wenn man jetzt Probleme hat, Marken anzusiedeln, wird das nicht gelingen, wenn man weiter rausgeht.“ Schaffner war bei der Erstellung des Konzepts dabei, räumt allerdings ein, dass sie die einzige Händlerin im Gremium war. Der Blick auf die Zukunft der Heidelberger Innenstadt ist also nicht sorgenfrei. Die Ein- zelhändlerin Schaffner zeigt sich zuversichtlich. „Wenn der Menglerbau (Anm. Red.: Das Carré) umgebaut wird, würde das die Innenstadt sicher aufwerten. Auch die Eröff- nung des Kongresszentrums ist eine super Chance für den Handel, weil die Leute sicher auch in die Altstadt kommen und etwas Abwechslung möchten.“ Marion Brenner
ordneten Schließungen tragen sie schwer an der Inflation und an hohen Energiepreisen“. Ziel müsse es aus IHK-Sicht nun sein, möglichst allen Un- ternehmen durch diese Krise zu helfen, in dem die Heidel- berger Innenstadtwirtschaft gestärkt werde. Beiträge hier- für wären, so Schnabel weiter, Entlastungen für Betriebe und eine Infrastruktur, die es den verschiedenen Kundengrup- pen unabhängig von ihrem Mobilitätsverhalten ermög- licht, die City gut erreichen zu können. Stadt und Verwaltung pla- nen, die Innenstadt Richtung Bahnhof auszudehnen. Es soll eine Achse von der Altstadt über Bergheim bis hin zum Hauptbahnhof entstehen. „Wir werden das bereits vor- handene Angebot nicht ver- drängen, sondern mit neuen Nutzungen ergänzen. So ist eine Ansiedelung von groß- flächigerem Einzelhandel und Premiumfilialisten in der Alt- stadt aus Platzgründen meist nicht möglich – in der neuen Innenstadt jedoch schon“, erklärt Oberbürgermeister Eckart Würzner. Rund fünf Millionen Euro Fördergelder sollen dafür aufgewendet wer- den. 1,25 Millionen kommen dabei aus der Stadt selbst, weitere 3,75 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren.“ Die Stadt will über einen Fördertopf zudem Bürger, Initiativen, Vereine, Unternehmen und Einrichtun- gen unterstützen, die eigen- verantwortlich Projekte in der neuen Innenstadt realisieren wollen. Für jeden Euro, den die Initiatoren für ihr Projekt einbringen, stellt die Stadt den gleichen Betrag als Förde- rung in Aussicht.
Es gibt Sorge, dass die Heidel- berger Innen- stadt zerfasert und sich rund um den Bahn- hof ein zweiter Stadtkern ent- wickelt. IHK-Geschäftsführer Andreas Kempff
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IHK Magazin Rhein-Neckar 03 | 2023
ihk.de/rhein-neckar
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