IJAB journal 02/2023

IM FOKUS – Japan

KI in der Medienbildung – Angebote in Deutschland und Japan

Gyde Hansen

Künstliche Intelligenz (KI) ist in den vergangenen Jahren in immer mehr Lebensbereiche vorgedrun- gen: Autonomes Fahren, Sprachsteuerung, Übersetzungs-Software, Gesichtserkennungs-Software oder Ergebnisse von Suchmaschinen arbeiten mit KI. Spätestens mit der Veröffentlichung von Chat GPT ist vielen Lehrkräften und Multiplikator*innen der Jugendbildung nachdrücklich bewusst gewor- den, dass sie sich mit der Bedeutung von KI in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen ausein- andersetzen müssen. Dieser Umstand betrifft Deutschland 5 und Japan gleichermaßen.

22 von 64 untersuchten Ländern 7 belegt. Das MEXT 8 stellt daher einen wachsenden Bedarf fest, menschliche Ressourcen auszubilden, die KI „anwenden“ können. Beispielhafte Bildungsangebote zu KI in Japan Circa 20 bis 30 Universitäten in Japan arbeiten derzeit am Einsatz von KI in der Lehre. Um zu verhindern, dass die Studierenden Prüfungsleistungen durch KI erstellen lassen, wird beispielsweise an der Kwansei-Gakuin- Universität in Nishinomiya die Art der Vermittlung und der Aufgabenstellung verändert. Zum einen sind münd- liche Prüfungen geeigneter, um den Missbrauch von KI auszuschließen. Zum anderen sind in schriftlichen Prü- fungsleistungen reine Wissensabfragen in der nahen Zukunft nicht mehr geeignet. Es sollen daher Prüfungs-

Als einen der fünf Megatrends 6 , der 2018 eine Bildungs- reform an Schulen auslöste, hat Japan ausgemacht, dass Arbeitsplätze mit „Routineaufgaben mit geringer Nut- zung von Informationstechnik“ stark abnehmen werden, während Arbeitsplätze mit „Nicht-Routineaufgaben mit hoher Nutzung von Informationstechnik“ stark zuneh- men werden. Heutzutage wird die Kompetenz, Aufgaben selbständig zu lösen, benötigt. Die Nutzung von Infor- mationstechnik wird den Hauptteil vieler Arbeitsplätze ausmachen. Im zentralistischen Bildungssystem Japans wird der Lehrplan vom Ministerium für Bildung, Kultur, Wissenschaft und Technik (MEXT) bestimmt. Anhand des- sen erarbeiten die Schulen die Lernziele je Fach. Global schneidet Japan bei den Fähigkeiten im digitalen Bereich schlecht ab, die digitale Wettbewerbsfähigkeit ist gering. Im IMD World Digital Competitiveness Ranking 2023 liegt Japan auf Platz 35 hinter Deutschland, das Platz

5 Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“; siehe auch https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_ki 6 Die weiteren vier Megatrends, die die Bildungsreform begründen, sind, dass Japan sich in Zeiten des raschen Wandels befindet, die fortschreitende Globalisierung, die schrumpfende und alternde Bevölkerung sowie das lange Lebensalter der Japaner*innen. 7 World Digital Competitiveness Ranking – IMD business school for management and leadership courses 8 Andreas Schleicher, Director, OECD-Directorate for education and skills „Preparing students for their future, not our past. Insights from OECD’s review of Japan’s education system 2018

18

Made with FlippingBook - Online catalogs