IJAB journal 02/2023

IJAB journal 2|2023

Kinder und Jugendliche in Japan

Kazuyo Akiyoshi Übersetzung: Reiko Tidten

Die aktuelle Situation unter dem Aspekt der psychischen Gesundheit

Gegenwärtig sind Kinder und Jugendliche in Japan mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wie z. B. niedrige Geburtenrate bei Überalterung der Gesellschaft, Kinderarmut, Mobbing, Schul­ absentismus, Selbstmord und geringes Selbstwertgefühl. Der nachfolgende Beitrag betrachtet die aktuelle Situation von Kindern und Jugendlichen in Japan insbesondere unter dem Aspekt der psychischen Gesundheit.

Zuständigkeiten auf staatlicher Ebene Um die verschiedenen Zuständigkeiten der Ministeri- en für soziale Fragen im Zusammenhang mit Kindern besser zu koordinieren und miteinander zu verbinden, wurde im April 2023 „das Amt für Kinder und Familienan- gelegenheiten“ eingerichtet. Es soll die Probleme lösen, indem es die dezentralisierten kinder- und jugendbezo- genen Aufgaben zwischen dem Gesundheitsministerium (MHLW), dem Kultusministerium (MEXT) und dem Kabi- nettsbüro koordiniert, mit dem Ziel, eine „kinderzentrier- te Gesellschaft“ zu schaffen. Zudem ist das „Grundgesetz für Kinder“ in Kraft getreten. Im Rahmen dieses Gesetzes wurde zudem ein sogenanntes Advocacy-System etab- liert, um den Ansichten von Kindern und Jugendlichen Gehör zu verschaffen. Obwohl das Amt für Kinder und Familienangelegenheiten gegründet wurde und eine Zusammenarbeit stattfindet, unterliegen Kitas, Grund - schulen, Junior-High-Schools und Senior-High-Schools weiter der Zuständigkeit der Schulabteilung des MEXT. Um der Vielfalt und dem Wandel der Zeit Rechnung zu tragen, wären hier dringend Reformen notwendig.

Hausarbeit und Kindererziehung – meist Frauensache Die Gesamtquote atypischer Beschäftigungsverhältnisse, z. B. befristete Arbeitsverhältnisse, liegt in Japan bei etwa 40 %. Die relative Armutsquote für Kinder liegt bei 11,5 % und die Armutsquote für Haushalte Alleinerziehender bei 44,5 %. Laut der „Nationalen Erhebung über Fami - lientrends“ des Instituts für Bevölkerungsforschung im Jahr 2022 sind 80,6 % der Ehefrauen für die Hausarbeit zuständig, deren durchschnittlicher Zeitaufwand für Hausarbeit an Wochentagen etwa vier Stunden betrug. Bei den Ehemänner waren es 47 Minuten. In Japan ist es üblich, dass Frauen auch den Großteil der Kindererzie- hung übernehmen. Viele Frauen arbeiten in einem atypi- schen Arbeitsverhältnis und fallen nach einer Scheidung oft unter die Armutsgrenze, wenn die geschiedenen Männer keinen Unterhalt für die Kinder zahlen. Zwar gibt es finanzielle Unterstützung wie kostenlose Kinder - betreuung, Kindergeld, Lernunterstützung für Kinder von Alleinerziehenden, Unterstützung bei Arbeitssuche und steuerliche Hilfen. Es bestehen aber noch zahlreiche Herausforderungen, die zu bewältigen sind.

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