IJAB journal 2|2023
Junge Menschen beraten junge Menschen
Gelegenheit das zu tun. Auf der Online-Plattform unse- rer Schule haben sie die Möglichkeit, anderen zu sagen „ich habe dieselben Probleme gehabt wie du“. Bisher ha- ben wir ca. 3.000 Fälle in einem Jahr von Hilfesuche und Beratung registriert und es handelt sich vorwiegend um Kinder und Jugendliche, die zuvor nie Hilfe in Anspruch genommen haben. Ich weiß von einer Schülerin, dass sie mit dem Gedanken gespielt hat, Selbstmord zu begehen. Durch die Beratung ist sie davon abgekommen. Ein an- derer Fall: Ein Schüler wurde gemobbt und wollte nicht mehr zur Schule gehen. Durch die Online-Beratung hat er wieder genug Selbstbewusstsein bekommen und ist nach einem Jahr Abwesenheit wieder an die Schule zurückge- kehrt. Dieser Schüler beriet auch andere Schüler*Innen, die nicht zur Schule gingen und die gleiche Erfahrung wie er gemacht hatten. Ein wichtiger Aspekt ist, dass diejeni- gen, die Hilfe in Anspruch nehmen, und diejenigen, die beraten, alle auf eine Schule gehen. Das schafft einen Raum, der gegenseitige Unterstützung ermöglicht. Oft hilft es auch, die Hilfesuche und Beratung von den ande- ren Schüler*Innen zu lesen, ohne sich selbst um Konsul- tation zu bemühen. Die Schülerinnen und Schüler mer- ken dann: Ich bin mit meinen Problemen nicht allein.
Welche Hilfsangebote gibt es für junge Menschen?
Shinichiro Tanaka: Die Frage ist, welche Hilfsangebote wir machen können. Aus Umfragen wissen wir, dass nur 40 % der Grundschüler Hilfe bei Erwachsenen suchen würden, wenn sie Probleme haben. Auch bei Gleichaltri- gen und Spielkameraden suchen sie keine Hilfe. Für Japan typisch suchen sie stattdessen Hilfe im Internet.
Ist das der Grund, warum Sie an ihrer Schule eine Peer-Beratung als Online-Plattform eingerichtet haben?
Shinichiro Tanaka: Ja, genau. Bevor wir die Plattform eingerichtet haben, haben wir unsere Schüler*innen ge- fragt, warum sie keine Hilfe aus ihrem persönlichen Um- feld in Anspruch nehmen. Die häufigste Antwort war, dass sie „keine Umstände“ machen wollen. Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass es eine große Bereitschaft gibt, anderen zu helfen – aber Schüler*innen haben wenig
Kontakt Shinichiro Tanaka Kumamoto Junior High School
Mail: landho.shin1ro@icloud.com
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