NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER

GASTGEBER

unternehmerische Aspekt. Dazu kam der Gedanke: Wenn ich jemals eine Frau für diesen Ort begeistern will, dann geht das nicht mit: Wir sitzen in einer Hütte und kochen Eintopf. Das wird auf Dauer nicht gut gehen. Sie haben ein Hotel gebaut, um eine Frau hierherzu­ locken? Na ja, wie groß der Wurf wird, wusste ich anfangs nicht. Ich fing damit an, Jagdkonzepte touristisch zu vermarkten, habe eine Wohnung gebaut, dann einen Festsaal. An das erste Fest erinnere ich mich genau: Das war am 6. Oktober 2001, meine standesamtliche Hochzeit. Ein paar Jahre später konnte ich das Harzhotel im Schindelbruch aus einer Insolvenz übernehmen und habe das zu einem Drei-Sterne-Haus ausgebaut. Heute hat Ihr Hotel die Kategorie Vier Sterne Superior, ist also deutlich luxuriöser. War das nicht ein Risiko in einer Gegend, die ein „unbekanntes Juwel“ ist? Es war schnell klar, dass wir überregional Gäste ansprechen wollen. Das war der entscheidende Grund, warum ich in die Vier-, dann Vier-Sterne-Superior-Kategorie gegangen bin. Mit so einem Angebot kann man im Umkreis von drei Fahrtstunden Gäste anziehen. Zwei bis drei Stunden Fahrt, das ist eine schöne Distanz für eine kurze Auszeit, etwa ein Wochenende. Das geht sehr gut von Hamburg, Berlin, Halle, Leipzig bis nach Nürnberg, Frankfurt, Göttingen. Als Privathotelier stehen Sie in Konkurrenz zu Hotel- ketten. Was macht Ihre Hotels besonders? Wir haben unter anderem ein sehr durchdachtes Kunstkonzept, das mit dem Thema der Nachhaltigkeit und Natur korrespondiert. Ich sammle Meissener Porzellan und bin gewählter Vorstand im Freundeskreis der Porzellansammlung in Dresden. Zum einen habe ich in meinen Häusern die naturalistischen Großfiguren des Meissener Modelleurs Johann Joachim Kändler aus dem 18. Jahrhundert integriert – das ist natürlich spektakulär. Und sehr kostspielig. Diese Figuren sind sehr wertig. Vor allem müssen Sie sie in dem Ausmaß erst einmal be­ kommen, die Sammlung ist also über Jahre gewachsen. Zusätzlich habe ich in Zusammenarbeit mit der Manufaktur Meissen diese naturalistischen, dreidimensionalen Skulp­ turen abstrahieren und mit wenigen Pinselstrichen in die

Rückzugsort für Paare: Die neuen Private Spa Suiten im Hotel Freiwerk in Stolberg bieten viel Raum und jeweils einen eigenen Wellnessbereich mit drei Saunen und Whirlpool.

Zweidimensionalität übertragen lassen. Dieses Konzept der ars muralis ist Teil der Architekur. Es war uns wichtig, dass Interessierte wahrnehmen, dass eine Logik dahinter steht. Wer kein Interesse an Kunst hat, geht vorbei. Die Werke polarisieren nicht, sie drängen sich nicht auf. Haben Sie dieses Konzept auch auf Ihr Hotel Freiwerk übertragen? Ja, das Kunstkonzept gibt es auch dort. Zu- sätzlich bieten wir unsere neuen, exklusiven Private Spa Suiten an, mit jeweils drei eigenen Saunen und Whirlpool. Das Angebot richtet sich an Paare, die ganz für sich bleiben möchten. Jungverliebte, aber auch ältere mit speziellen Bedürfnissen, vielleicht einem medizinischen Problem. Spricht da wieder der erfahrene Arzt? Es geht darum, die Menschen als Individuen zu sehen, sie mit Namen anzusprechen, auch Rückzugsorte anzubieten. Wir arbeiten an 1000 kleinen Details. Viele Einrichtungsgegenstände haben wir anfertigen lassen, reduziert, aber sehr wertig. Wir bieten auch Räume mit eigenem Zugang von außen, ein Konzept, das während der Pandemie entstand. Sie sind sehr groß, aber zurückhaltend möbliert. Meditativ. Orte zum Abschalten? Orte, an denen man sich wohlfühlt. Nicht wie zu Hause, aber sicher und willkommen. schindelbruch.de , hotel-freiwerk.de INTERVIEW: CLAUDIA EILERS

Der Südharz ist eine unbekannte, tatsächlich aber spektakuläre Tourismusregion, ein Ziel für Entdecker und Neugierige.“

18 NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER 3/2025

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