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an den Bodensee, tauchte selbst vor Bodman und wurde fündig. 1990 wurde der gebür- tige Stuttgarter wissenschaftlicher Leiter des Pfahlbaumuseums, 1993 Direktor. Seit 2009 hat er auch einen Lehrstuhl in Tübingen inne. Dieser kooperiert eng mit dem Forschungsinstitut der Pfahlbauten – nicht erst seit Schöbels Professur, schon von Beginn an. Eine Vision wird lebendig Dieser Beginn jährte sich am 12. März 2022 zum hundertsten Mal. Damals gründeten 67 Frauen und Männer in der Gaststätte Seehof, hundert Meter vom heutigen Muse- umseingang entfernt, den Pfahlbauverein. Er ist Träger des Pfahlbaumuseums und zählt heute 700 Mitglieder, darunter sogar 20 Kinder. Deren natürliche Neugier kombiniert mit der Freude daran, im
Schlamm zu wühlen, finden sich in der DNA jedes Archäologen. So gesehen hätte Georg Sulger, einer der Initiatoren, ein solcher werden sollen. Der Fischersohn tauchte schon als Kind im Niederwasser seines Badezubers Bodensee nach steinzeitlichen Relikten. Stattdessen wurde er Bürgermeister in Unteruhldingen, sammelte seine Funde und träumte davon, die Wohnstätten der „Urmenschen“ leben- dig zu machen. Bei Herrmann Levinger fiel Sulgers Wunsch auf fruchtbaren Boden. Der Überlinger Landrat entwickelte seine Raumschaft so kurz nach dem Ersten Weltkrieg und mitten in den wirtschaftlich harten 1920er Jahren entschlossen und weitsichtig. Er baute Schulen wie Wasserleitungen. Mit einem Pfahlbaumuseum wollte er den Fremdenverkehr ankurbeln. In Sulger fand
ie haben Steinzeitmenschen gelebt? Wovon haben sie sich ernährt? Mit welchen Fertigkeiten und Materialien konnten sie ganze Siedlungen auf Pfählen errichten, wie sie im Bodensee vor Bodman oder Sipplingen nachgewiesen und in den Juraseen der Schweiz Mitte des 19. Jahrhun- derts erstmals entdeckt worden sind? Zwischen 4.300 und 800 v. Chr. datiert die Pfahlbauzeit. Schriftstücke aus diesen Epochen der Menschheitsgeschichte exis- tieren keine. „Antworten auf viele Fragen finden sich im See, genauer gesagt in des- sen Schlamm“, erklärt Museumsdirektor Gunter Schöbel. „Er ist das Lesebuch für uns Taucharchäologen, in dem wir behutsam nach Spuren suchen und sie wie ein Puzzle zusammensetzen.“ Schöbel weiß, wovon er spricht. 1981 kam er als Student der Universität Tübingen
Die Pfahlbausiedlung Unteruhldingen: eit 2011 UNESCO-Weltkulturerbe.
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