Schöner Südwesten

fast 40 % der Bewohner Stuttgarts haben, wird es schwierig mit allgemeinen Charakterisierungen. In einer komplexen und globalisierten Welt dienen das Schwabenbild und andere regionale Stereotype eher zur einfachen Orientierung. Aber diese Stereotype erklären nichts. Man identi- fiziert sich gelegentlich noch mit ihnen, aber in der Alltagsrealität spielen sie heute kaum eine Rolle. Wenn man regionalen Stereotypen auf den Grund geht, stößt man auf kulturelle, politische und soziale Strukturen, die sich gelegentlich in Mentalitäten äußern, aber nicht im Charakter aller Bewohner einer Region niederschlagen. 7. Über welches Kompliment für Ihre Arbeit freuen Sie sich am meisten – oder haben sich am meisten gefreut? Ich erinnere mich an etwas, das mir Bekannte erzählt haben. Deren Freundin sagte, sie hätte seit ihrer Kindheit nicht mehr so gelacht wie an meinem Abend. 8. Sie stellen Menschen sehr treffend in Alltagssituationen dar. Haben Sie von Haus aus eine besonders gute Beobachtungsgabe? Ich vermute, dass ich die mitgebracht habe. Ich bin schon als Kind nicht damit fertig geworden, dass Erwachsene Fehler machen (lacht). Die muss man mitbringen, das ist wie die Feinmotorik, wenn man schreiben will: eine Grundvoraussetzung. Aber das Entscheidende an diesen Sachen ist, das Beobachtete in eine Form zu bringen, und das ist das eigentlich Schwierige! 9. 2021 haben Sie den „Sebastian-Blau-Ehrenpreis“ bekommen, davor diverse andere Auszeichnungen. Was bedeutet dies für Sie? Es ist eine Anerkennung, dass man nicht alles falsch gemacht hat.

Kabarettist Uli Keuler promovierte an der Uni Tübingen über „Häberle und Pfleiderer“.

10. Welchen Rat würden Sie jungen Kollegen am Anfang ihrer Karriere geben? Der erste Punkt: Man soll sich nicht zu leicht entmutigen lassen. Ich selbst habe ein Jahr gespielt, bevor ich die erste Zugabe geben musste, und frage mich bis heute, wie ich das durch- gehalten habe. Wenn einer meint, er sei auf dem richtigen Weg, sollte er dranbleiben. Allerdings auch nicht glauben, dass es am Publikum läge, wenn man nicht ankommt (lacht). Der zweite Punkt: Man soll sich nicht verheizen lassen.

www.uli-keuler.de

93

Made with FlippingBook flipbook maker