COSTA RICA GUAYABO
TRAUMLAND Der Nationalpark Manuel Antonio an der Pazifik- küste. Über ein Viertel von Costa Rica ist geschützt.
SINGT ER? Die präkolum- bianische Figur eines Kriegers kann man im Nationalmuseum in San José be- wundern.
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Einen direkten Nachfolger des Königs gab es auch nicht, weiterläufige Ver- wandtschaft wurde nicht anerkannt. Von keiner Seite, abgesehen von einem Neffen, der wenig später ebenfalls mut- maßlich ermordet wurde. Wie bei fast allen indigenen Völkern Lateinamerikas war die Nachfolge streng matriarchalisch organisiert: Nur die Nachfahren einer Schwester des jeweils Herrschenden ka- men für die Krönung infrage. Die Rolle der Frau ist in allen indigenen Kulturen viel bedeutender als in den Industrie- nationen. Die Amazonasregion wurde nicht zufällig nach den Amazonen der
Betrübt erzählt der engagierte Mann von Mönchen, die Indigene zwangsgetauft haben, und von spani- schen Soldaten, die Ureinwohner ver- schleppt und versklavt haben, bis keine Präkolumbianer in diesem Tal mehr übrig blieben. Die Überlebenden flüch- teten in die höher gelegenen Berge, in das unwirtliche Hinterland. Von dort herrschte der letzte König von Tala- manca: Antonio Saldana. Gekrönt 1880, regierte Saldana über sein Reich, das offiziell zu Costa Rica gehörte, über die Stämme der Bribris, Cabécares, Teribes, Changuinolas und Borucas, bis er 1910 vermutlich vergiftet wurde. Im Verdacht standen die expan- dierenden Bananenkonzerne, bewie- sen werden konnte der Mord nicht. Die United Fruit Company hatte mit Sicher- heit die besseren Mittel und Möglich- keiten der Verteidigung vor Gericht als die Indigenen in der Anklage.
Erst durch die Seuchen aus Europa gewannen die Spanier Oberhand und konnten die Urvölker zerstören. Nach der Unabhängigkeitserklärung von Costa Rica erkannte die neue Re- gierung zumindest das Königreich von Talamanca an – bis zu ihrem letzten Herrscher. Danach gerieten die stark dezimierten Kulturen für Jahrzehnte in Vergessenheit. Überlebende hatten sich tief in den Dschungel zurückgezogen. Das Vermächtnis ihres einst riesigen Reichs blieb jedoch erhalten: Hunderte von Felsbrocken voller Gravuren, die vielleicht Träume oder Albträume der präkolumbianischen Bevölkerung wi- derspiegeln. Niemand weiß genau, was diese Petroglyphen bedeuten. Figural oder in großen konzentrischen Mustern bedecken sie ganze Felsen und sind im Ganzen als Botschaft zu lesen. Erst jetzt beschäftigt sich die For- schung intensiv mit der Entschlüsselung
antiken Welt benannt. Rätselhaftes Erbe
Gegen die spanischen Eroberer hatten sich die Indigenen Lateinamerikas jahr- hundertelang sehr erfolgreich gewehrt. Zahlreiche blutige Aufstände im 16. und 18. Jahrhundert sind gut dokumentiert.
COSTA RICA 13
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