GUAYABO: GEHEIMNISVOLLE STADT IM TAL DER CORDILLERA CENTRAL gibt es ein Gebiet, das im 19. Jahrhundert für Kaffeeplanta- gen gerodet wurde – dabei stieß man an den Hängen des Vulkans Turrialba auf die Reste einer alten Stadt, die heute als eine Sensation in der Archäologie gilt. In ihrer Glanzzeit lebten hier etwa 10000 Menschen. Vermutlich kamen die ersten Siedler um 1000 v. Chr. hierher und schufen bis 800 n. Chr. eine prosperierende Stadt, die bis etwa 1400 Bestand hatte. Niemand weiß heute mehr, warum sie dann veschwand. Ausgrabungen förderten ein Netz von Straßen, Dämmen, Treppen, Zisternen, Gräbern und Aquä- dukten zutage, und die Forscher schließen auf eine hoch entwickelte, hierarchisch geordnete Stam- mesgesellschaft mit einem Fürsten an der Spitze. Das Volk lebte als Handwerker, Jäger, Bauern oder Fischer. Kilometerlange Kanal- und Dammanlagen zeugen heute noch von der Baukunst und den städteplanerischen Fähigkeiten der Bewohner.
VOGELPERSPEKTIVE Die archäologische Stätte Guayabo offenbart hier ein ganzes Straßennetz sowie Wasserleitungen.
der Pazifikküste, vor allem im Nord- westen des Landes bei El Pedregal, wur- den einige Fundstücke bereits datiert: Die meisten Petroglyphen sind etwa 2500 Jahre alt, einige auch jünger. Ver- mutlich wurden sie bis zur Vertreibung der Indigenen angefertigt und sind viel weiter verbreitet als bislang vermutet. Zurück beim „Haus der Träume“, sagt Miguel, dass „er“ es sicher ge- wusst hätte, und deutet dabei auf eine Skulpturengravur, die eine der Eingänge umrahmt. Das Relief zeigt Antonio Sal- dana, der sein Land und seine Leute di- plomatisch führte, verteidigte und 1910 als Märtyrer starb. So erzählt es jeden- falls Miguel, der sein Wissen an die nächste Generation weitergeben möch- te, damit Kultur und Geschichte der In- digenen nicht verloren gehen und ihnen ihre Würde zurückgegeben wird. Talamanca geht auf den indigenen Begriff talamalka zurück und bedeutet
in der Miskito-Sprache „Ort des Blu- tes“ – und hier wurde viel indigenes Blut vergossen, erzählt Miguel betroffen. Das gleichnamige Gebirge stellt die größte Bergkette des Landes; es zieht sich vom Zentralmassiv bis zur Grenze nach Pa- nama und erstreckt sich über 700 Kilo- meter. Der höchste Berg des Landes mit fast 4000 Höhenmetern, der Chirripó, gehört ebenfalls zu dieser Gebirgskette und ist bei Bergsteigern in der ganzen Welt bekannt und beliebt. Im Gegensatz zu den übrigen Gebirgs- ketten von Costa Rica ist das Talamanca- Gebirge nicht vulkanischen Ursprungs, sondern ein tertiäres Bruch- und Fal- tengebirge. Dennoch brodelt es im Orosi-Tal, heiße, mineralische Quellen blubbern aus dem Grund, wärmen den Boden und haben die Hochebene in ein fruchtbares Tal verwandelt. Nicht zufäl- lig liegt das Tal im „Paradies“, genauer im gleichnamigen Kanton Paraiso. Es
heißt, die Spanier wären aus den Tief- ebenen hierher geflohen, um sich vor Moskitos und ausbreitenden Seuchen zu retten, und hätten den gleichnamigen Ort gegründet. Die heißen Quellen sind inzwischen für Besucher erschlossen, sehr günstig in öffentlichen Bädern und exklusiver in der Lodge-Anlage Hacienda Orosi, eingebunden in weitere Aktivitäten für Tagesbesucher oder Übernachtungs- gäste, sehr beliebt bei Einheimischen aus der Hauptstadt San José, die nur gut 40 Kilometer nordwestlich des Orosi- Tals liegt. Für internationale Gäste ist das liebliche, fruchtbare und vielfältige
Tal noch ein Geheimtipp. Exklusiver Kaffee
Die mineralische Zusammensetzung der heißen Quellen am Orosi wurde erst vor wenigen Jahren entschlüsselt und gilt mit seinen hohen Silizium-, Zink- und
COSTA RICA 15
Made with FlippingBook flipbook maker