NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

BIOGRAFIE J UGURTHA

Ein König aus Afrika, der sich Rom kaufte

Alles eine Frage des Geldes: Aufstieg und Fall des numidischen Herrschers Jugurtha gelten als Lehrstück über die Korruptheit der römischen Oberschicht.

D er erste Auftritt des Jugurtha auf der politischen Weltbüh- ne beginnt mit einer brutalen Eroberung. Die Stadt Numan- tia in Nordspanien war im Jahr 134 v. Chr. ein Zentrum des Wider- stands der Keltiberer gegen die Römer. Jugurtha, ein afrikanischer Prinz aus dem römischen Vasallenkönigreich Numidi- en, unterstützte den römischen Feldherrn Scipio Aemilianus dabei, den Widerstand zu brechen. Die Truppen gingen grausam vor, hungerten die Stadt im Lauf eines harten Winters aus. Die Menschen in der Stadt sollen so verzweifelt gewesen sein, dass sie sich massenhaft umbrachten, nur um der römischen Sklaverei zu entgehen. Ob diese Berichte im Detail stimmen, wissen wir nicht. Sicher ist aber, dass Ju- gurtha in Numantia gelernt hat, wie ent- schlossen die Römer vorgingen, um ihre Machtansprüche durchzusetzen. Scipio war sehr zufrieden mit der Un- terstützung durch den afrikanischen Prinzen; nach dem Sieg soll er ihm einen Rat mit auf den Weg gegeben haben: „Jugurtha, mein Sohn, wenn du dich so verhältst, wie du es bisher getan hast, wirst

du den Ruhm und das Reich deines Groß- vaters zu gegebener Zeit erhalten; aber sei nicht zu voreilig, denn übermäßiger Mut endet in Unbesonnenheit.“ Scipio fügte eine Mahnung hinzu, die sich wie eine Vorausahnung des späteren Weges Jugurthas liest, der eng mit den römischen Herrscherkreisen verknüpft war und schließlich zu seinem Untergang führte. „Gib Acht“, soll Scipio gesagt ha- ben, „dass du die Freundschaft Roms pflegst, aber zeige dich nicht zu großzü- gig gegenüber bestimmten Römern, die zu sehr auf Reichtum aus sind, denn dein Geld wird sie schließlich verderben, und das wird dein eigenes Verderben sein.“ Ein populärer Prinz Jugurtha war ein Enkel des mächtigen numidischen Königs Masinissa, der die Römer Jahrzehnte zuvor im Kampf gegen Karthago unterstützt hatte. Allerdings stammte sein Vater nicht von der Haupt- frau des Herrschers ab, sondern von ei- ner Konkubine. Trotz seiner unehelichen Geburt holte sein Onkel Micipsa, nach dem Tod Masinissas neuer König von Numidien, Jugurtha an seinenHof und ließ ihn dort ausbilden. Der junge Prinz liebte es offenbar, zu Pferd nach wilden

Roms Verbündeter und Feind

134 v. Chr. Jugurtha nimmt mit

105 v. Chr. Gaius Marius und Sulla nehmen Jugurtha ge- fangen und bringen ihn nach Rom, wo er 104 v. Chr. im Gefängnis stirbt. erobert Cirta, ermordet Adherbal und alle Män- ner der Stadt. 112 v. Chr. Jugurtha strebt nach der alleinigen Macht, der Hilfe bei den Rö- mern sucht. Numidien wird geteilt. 116 v. Chr. Machtkampf zwischen Jugurtha und Adherbal, 118 v. Chr. Micipsa, König von Nu- midien, stirbt. Jugurtha erbt gemeinsam mit seinen Cousins Hiempsal und Adherbal den Thron. Scipio Aemilianus an der Belagerung von Numan- tia teil und gewinnt den Respekt der Römer.

Jugurtha war als erfahrener Reiter bekannt, der gerne wilde Tiere jagte.

NUMIDISCHE MÜNZE MIT DEM BILDNIS DES JUGURTHA (NATIONALBIBLIOTHEK, PARIS).

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