NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

rechtmäßigen Thronfolger Adherbal schützen und den zuvor verübten Mord an Hiempsal nicht tolerieren dürfen. Was war der Grund für diese Zurückhaltung? Der römische Historiker und Politiker Sallust mutmaßte später, dass Jugurtha Mitglieder des Senats bestochen hatte. Dafür spricht, dass Adherbal, der 116 v. Chr. nach Rom reiste und im Senat Jugurtha beschuldigte, in Wirklichkeit kein „Held von Numantia“ zu sein, son- dern ein Verräter, der kaltblütig seinen Bruder ermorden ließ, auf wenig Interesse stieß. Der Senat entschied sich für eine SALLUST (ca. 86–35 v. Chr.) schildert den Konflikt zwischen Numidien und Rom in seiner Monografie „Bellum Iugurthinum“ (Der Jugurthinische Krieg). Darin inszeniert er den numi- dischen König Jugurtha als Indikator für die Missstände der römischen Ge- sellschaft zur Zeit der Krise am Ende der Republik. Sallust zufolge fügte Jugurtha Rom einen bleibenden, da moralischen Schaden zu: Weit ver- breitete Korruption, hemmungslose Habgier und die Arroganz derer, die sich einer höheren Schicht zugehörig fühlten, beschreibt Sallust als We- senszüge einer machtberauschten Aristokratie, die Jugurtha erkannt und zu seinem Vorteil genutzt hätte. EINE KORRUPTE REPUBLIK FELDHERR GAIUS MARIUS PRÄSENTIERT JUGURTHA WÄHREND SEINES TRIUMPHZUGS IN ROM (METROPOLITAN MUSEUM, NEW YORK).

dass das Königreich nach seinem Tod in drei Teile aufgeteilt werden sollte. Nicht nur seine beiden Söhne Hiempsal und Adherbal sollten ihm nachfolgen, sondern auch Jugurtha. Micipsa starb 118 v. Chr. Ein erbitterter Nachfolgestreit begann, bei dem insbesondere Jugurtha skru- pellos vorging. Im Jahr 117 v. Chr. ließ er Hiempsal in dessen Haus ermorden. Ad- herbal, den er ebenfalls beseitigen wollte, konnte rechtzeitig fliehen. Rom, eigent- lich an stabilen Verhältnissen interessiert, verhielt sich auffallend zurückhaltend. Als Schutzmacht hätte die Republik den

Tieren zu jagen. Der junge Mann galt als sehr beliebt im Volk. Aus Sorge wegen die- ser wachsenden Popularität hatte Micipsa seinen Neffen 134 v. Chr. nach Numantia geschickt, doch Jugurthas dortiger Erfolg steigerte nur seinen Ruhm. Scipio lobte seine Tapferkeit sogar ausdrücklich in einem Brief, den er dem Prinzen in die Heimat mitgab. Es war die erste römische Unterstützung für Jugurtha; ein Signal an Micipsa – und eine Art Eintrittskarte in die Welt der römischen Eliten. Micipsa beschloss, Jugurtha in sein Testament aufzunehmen. Er verfügte,

JUGURTHA 17

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