NATIONAL GEOGRAPHIC HISTORY

VERBOTENES KARTENSPIEL

für die berühmte japanische Mafia, die „Wert- losen“ der Gesellschaft. Die Tekiya waren nach konfuzianischen Prin- zipien streng hierarchisch organisiert. An ihrer Spitze stand der Oyabun, auch Kumichō genannt, eine meist ältere und angesehene Person, die auf- grund ihrer Erfahrung, Fähigkeiten und Autorität diese Position innehatte. Er führte die verschie- denen Ränge innerhalb der Gruppe, die sich um ihn scharten. Seine Untergebenen, die Kobun, waren ihm zu absolutem Gehorsam verpflich- tet. Dieses Verhältnis beruhte jedoch auf gegen- seitiger Loyalität und Respekt – der Oyabun galt IN DEN 1630ER-JAHREN schottete sich Japan von der Außenwelt ab, und die von Ausländern eingeführten Bräuche wurden verboten. Dies galt auch für die Kartenspiele, die im 16. Jahrhun- dert von portugiesischen Händlern eingeführt worden waren (der japa- nische Name für Spielkarten, Karuta, leitet sich vom portugiesischen Wort carta ab). Um der Zensur zu entkom- men, verwendete man sehr kleine Karten. Im Laufe der Zeit entstand das Hanafuda, ein Kartendeck, bei dem die Karten die zwölf Monate des Jah- res darstellen und jeder Monat mit einer Blume oder Pflanze assoziiert wird. Damit versuchte man, die japa- nischen Karten grafisch von den west- lichen zu unterscheiden, um die na- tionale Symbolik aufrechtzuerhalten. Die Hanafuda oder „Blumenkarten“ wurden erst 1886 legalisiert.

BLUMEN- SPIELKARTEN

aßen und ihre Pferde wechselten. Der Begriff geht auf ein Kartenspiel zurück. Damals war in Japan das traditionelle Spiel Oicho-Kabu ver- breitet, dessen Kartensatz Hanafuda mit Blumen und Pflanzen verziert war, die den Jahreszeiten zugeordnet wurden. Das Spiel hat große Ähn- lichkeit mit dem französischen Baccara, und es gehören mindestens zwei Spieler dazu. Die Bakuto spielten es lautstark, was ihnen Verach- tung einbrachte. Schließlich wurden sie nach den niedrigsten Kartenwerten des Spiels benannt: yattsu (acht), ku (neun) und san (drei) – oder kurz Ya-ku-za, eine Kombination ohne jeden Wert. Aus diesem einst herablassenden Begriff ent- wickelte sich angeblich später die Bezeichnung

Hanafuda-Karten sind traditionelle japanische Spiel- karten (Karuta), die Zeichnungen be- stimmen ihren Wert. 1889 wurde die Firma Nintendo gegründet, deren erstes Produkt, die Hanafuda-Karten, auch von der Yakuza verwendet wurde. GETTY IMAGES

als väterliche, fast göttliche Figur. Macht und Unterwerfung

Um die unauflösliche Bindung zwischen Oya- bun und Kobun zu besiegeln, fand eine Zeremo- nie namens Sakazuki statt, bei der gemeinsam Sake, das traditionelle japanische alkoholische Reisgetränk, getrunken wurde. Dieses Ritual galt als Zeichen eines Treuegelübdes. Die Tekiya folgten einem Ethikkodex mit klaren Regeln, die bereits im 18. Jahrhundert doku- mentiert wurden. So war es unter anderem streng untersagt, die Frauen anderer Mitglieder

DAS KATANA ist ein geschwungenes Schwert, das mit den Samurai assoziiert wird.

ALAMY / CORDON PRESS

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