DER ALTE ORIENT
Der Codex Hammurapi erlaubte keine persönlichen Racheakte; das allein war schon ein wichtiger Beitrag zu Recht und Ordnung.
RELIGION Mesopotamiens Gottheiten
H ammurapi I. ließ seinen Codex in eine Stele mit einem Abbild des Sonnengottes Schamasch meißeln. Allein dies belegt die zen- trale Rolle der Religion im alten Mesopotamien. Die Menschen verehrten Hunderte Gottheiten. Einige waren für bestimmte Berufe zuständig. Jede Stadt hatte einen eigenen Schutzgott, dem in einem Tempel gehuldigt wurde. Zu den wichtigsten Gottheiten gehörten neben Schamasch noch der Göttervater An, der Fürst der Lüfte Enlil sowie Inanna (auch Ischtar), die Göttin der Liebe und des Krieges. Mittels Opfer- gaben versuchten die Menschen, die mächtigen Wesen zu besänftigen und Chaos im Zaum zu halten. In Tempeln platzierten sie Steinfiguren mit aufgerissenen Augen und betenden Händen, um die Gottheiten bis in alle Ewigkeit zu ehren.
Todesstrafe stand. Die Niederschrift der Gesetze erschwerte es Richtern, willkürlich zu urteilen – und verbreitete das Konzept von Gerechtigkeit als einem universellen, beständigen Gut. Der Codex Hammurapi erlaubte keine persönlichen Racheakte; das allein war schon ein wichtiger Beitrag zu Recht und Ordnung in der Zivilgesellschaft. Hammurapi I. selbst war genau wie andere Erobe- rer der Geschichte über Rachegelüste keineswegs erhaben. Es gab eben keine Regel, die es Herrschern verbot, sich gegenseitig anzugreifen, selbst wenn sie Allianzen geschmiedet oder einander ewige Freundschaft geschworen hatten. So wandte Ham- murapi I. sich gegen seinen langjährigen Verbünde- ten, den König von Mari, der eine blühende Stadt am Oberlauf des Euphrat regierte. Mit dem Palast seines Rivalen zerstörte Hammurapi I. auch einen Schamasch-Tempel. Dessen Inschrift verfluchte all jene, die den Schrein entweihten, und ersuchte die Götter, dem Übeltäter die Kehle durchzuschneiden sowie seine Nachkommen auszulöschen. Im konfliktgeplagten Mesopotamien erfüllten sich derartige Flüche zumeist. Hammurapis Dynastie überdauerte nur wenige Generationen. Doch sein Codex bot ein bedeutendes Vorbild: Etliche spätere Herrscher gaben eigene Gesetzestexte heraus, mit deren Regeln sie ihre Reiche einten. ◆
LINKS: Der gut erhaltene Codex Hammurapi ist heute im Louvre-Museum in Paris zu besichtigen.
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DENKER, HERRSCHER, MACHER
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