NATIONAL GEOGRAPHIC SPECIAL

DER ALTE ORIENT

Reiches. Bewässerungstunnel (Qanate) beförderten das Wasser aus unterirdischen Quellen in höher gelegene Gebiete, Brücken (ähnlich den römischen Aquädukten, die erst Jahrhunderte später folgen sollten) leiteten das Wasser bis in entlegene Dörfer. Dareios I. legte zudem viele Straßen an, die noch von seinen Nachfolgern in Schuss gehalten wur­ den. Auf ihnen reisten Händler, Truppen und könig­ liche Spione. Die wichtigste Verkehrsader war die Königsstraße, die sich über mehr als 2400 Kilo­ meter von Ephesos an der Ägäis bis nach Susa im westlichen Iran, dem damaligen Verwaltungszen­ trum, erstreckte. Andere Straßen führten von Susa nach Pasargadae, der Festung und Grabstätte des Kyros, sowie nach Persepolis, wo Dareios I. und seine Erben einen prächtigen Palast bauten. Handelskarawanen mit Eseln oder Kamelen brauchten rund drei Monate, um die Königsstraße der Länge nach zu bereisen. Königliche Depeschen hingegen konnten die Strecke von Susa nach Ephe­ sos dank eines Netzwerks aus 111 gleichmäßig ent­ lang der Straße postierten Kurierstationen in nur einer Woche zurücklegen. PERSISCHE IDENTITÄT Unter Dareios I. wurde der Zoroastrismus zur Staats­ religion und stiftete Zusammenhalt und Identität in dem weitläufigen Reich. Andersgläubigen zwang der König sein Glaubenssystem jedoch nicht auf. Untertanen in eroberten Ländern durften ihre Göt­ ter weiter verehren und ihre Traditionen bewahren. All das trug dazu bei, den Handel und die Produk­ tivität zu steigern. Der Lebensstandard in Persien stieg, und die persische Vorherrschaft im Nahen Osten verfestigte sich. Dareios I. herrschte mehr als drei Jahrzehnte. In den Jahren vor seinem Tod 486 v. Chr. verlor er mehrere Schlachten gegen die Griechen (darunter die berühmte Schlacht von Marathon) . Doch als politische Einheit sollte Persien über tausend Jahre bestehen bleiben, und viele alt­ persische Traditionen leben bis heute fort. ◆

U m das 6. Jahrhundert v. Chr. stieg ein neuer Glaube zur offiziellen Religion von Persien, dem damals größten Reich der Welt, auf: der Zoroastrismus, benannt nach dem iranischen Propheten Zoroaster (Zara- thustra). Seine moralischen Lehren hallen in vielen späteren Religionen nach, zum Bei- spiel das Konzept von Himmel und Hölle, das Jüngste Gericht, der heilige Pfad und das Credo „gute Gedanken, Worte und Taten“. Feuer spielt eine wesentliche Rolle für die Zoroastrier und symbolisiert die Schöpfer- gottheit Ahura Mazda. Ein Leitprinzip der Philosophie ist der Dualismus als unaufhör- licher moralischer Kampf zwischen Gut und Böse, der im menschlichen Geist tobe und sich im gesamten Kosmos widerspiegle. RELIGION Der Zoroastrismus

Das Porträt zeigt den Propheten Zoroaster.

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