ASIENS HOCHKULTUREN
Hunderttausende Männer dienten in Qin-Armeen, die gegen die Xiongnu-Nomaden im Norden und andere Stämme im Süden mobilisiert wurden. Weitere Hunderttausende schufteten beim Bau von Palästen, Kanälen und Straßen. Dem Han-Ge schichtsschreiber Sima Qian zufolge bauten sie auch „Grenzbefestigungen entlang des [Gelben] Flusses, errichteten 44 eingefriedete Distriktstädte über dem Fluss und bemannten sie mit Zwangsar- beitern. […] Die ganze Verteidigungslinie erstreckte sich über 10000 li [über 4800 Kilometer].“ Dieses gigantische Bauprojekt, bei dem unzählige Arbeiter ihr Leben verloren, war der Beginn der Chinesi- schen Mauer. STREBEN NACH DER UNSTERBLICHKEIT Wenig überraschend kam es mehrfach zu Mord- versuchen am autokratischen Herrscher. Vielleicht war Shihuangdi auch deshalb wie besessen von der Vorstellung der Unsterblichkeit. Wie Sima Qian berichtet, meinten seine Berater, dass gewisse Heil- kräuter der Unsterblichkeit erst ihre Wirkung ent- falten würden, wenn er sich unbeobachtet bewegen könne. Daraufhin ließ Shihuangdi zwischen seinen Palästen Durchgänge bauen, damit er ungesehen vom einen zum anderen gelangen konnte. Das größenwahnsinnigste all seiner Projekte war sein riesiges Mausoleum und die darin begrabene Terrakotta-Armee. Unter enormen Kosten schufen 700 000 Zwangsrekruten Tausende lebensgroße, von Hand bemalte Statuen. Sie stellten Infanteristen, Bogenschützen, Beamte, Streitwagen mit Pferden, Diener und Gaukler dar. Als der Kaiser 210 v. Chr. starb, waren das Grab und die Statuen noch nicht fertiggestellt . Heute gilt die Terrakotta-Armee als Symbol für die Größe und Grausamkeit der Herrschaft Shihuangdis. ◆
ZEITGENOSSEN Li Si, der Berater des Kaisers
I n seiner Position als Kanzler unter Qin Shihuangdi übte Li Si großen Einfluss auf Chinas ersten Kaiser aus. Sein Wirken spie- gelt sich in vielen Errungenschaften des Kai- sers, vom Bau der Chinesischen Mauer über die Annexion feudaler Staaten bis zur Stan- dardisierung von Maßeinheiten und Schrift- zeichen. Li Si verfasste ein Positionspapier, in dem er Shihuangdi ersuchte, alle Bücher im kaiserlichen Archiv – mit Ausnahme der kaiserlichen Memoiren – zu verbrennen. So wollte er abweichende Gelehrtenmeinungen unterbinden. Jeder, der mithilfe der Vergan- genheit das Neue kritisiere, solle zusammen mit allen Familienmitgliedern exekutiert werden, schrieb er. Ironischerweise ereilte ihn genau dieses Schicksal selbst. Nach dem Tod des Kaisers wurde Li Si in einen Streit um dessen Nachfolge verwickelt. Er und seine Familie wurden hingerichtet.
Li Si riet Chinas erstem Kaiser, Bücher zu verbrennen.
LINKE SEITE: Der erste 2000 Jahre alte Terrakotta-Soldat wurde 1974 entdeckt. Nach aktuellen Schätzungen umfasst die Armee 8000 Soldaten, 130 Wagen und 670 Pferde.
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