ASIENS HOCHKULTUREN
Flusses Wei He am Rande des heutigen Xi’an lag. Als Zeichen seiner Macht ließ Kanzler Xiao He zwei Paläste erbauen. Ein Waffenarsenal verband den großen Weiyang-Palast mit dem Changle-Palast. Zusammen machten die beiden Prachtbauten 30 Prozent der Stadtfläche aus. Im Herzen allerdings blieb Han Gaozu ein Bauer. Lange verachtete er konfuzianische Gelehrte; ein- mal soll er sogar einem Gelehrten die Kappe vom Kopf gerissen und hineinuriniert haben. Doch letzt- lich erkannte auch er, dass sein Hof von den gebil- deten Männern profitierte. Der Kaiserhof der Han galt bald als überaus belesen. Hier wurden Zehn- tausende Dokumente verfasst, von Chroniken und Gedichten über mathematische Formeln bis hin zu detaillierten Regierungsberichten. Nach Han Gaozus Tod im Jahr 195 v. Chr. festig- ten und verfeinerten seine Nachfolger sein Modell eines vereinten Chinas mit einer auf Machterhalt zielenden Regierung. Alle folgenden chinesischen Dynastien strebten diesem Ideal nach. Indem Han Gaozus Nachfahren seine Konsolidie- rungs- und Expansionsbemühungen fortsetzten, wurde das Han-Reich zum ostasiatischen Pendant des Römischen Reiches – mit vergleichbarer Macht, Geltung und Langlebigkeit. ◆ Als kaiserliche Statussymbole ließ Gaozus Kanzler zwei Paläste bauen. Sie machten 30 Prozent der Stadtfläche von Chang’an aus.
D urch rücksichtslose Einschüchterung und Gewalt wurde Lü Zhi zur ersten Herrsche- rin Chinas. Sie zwang ihren Gatten, Kaiser Han Gaozu, die Thronfolge zugunsten ihres zwei- ten Sohns Han Huidi zu ändern. Nach dem Tod Gaozus übernahm sie anstelle des minderjähri- gen Huidi die Rolle der Regentin beziehungs- weise Kaiserinmutter. Historischen Berichten zufolge befahl sie den Mord an einem jungen Thronrivalen und ließ dessen Mutter zerstü- ckeln. Als Huidi noch jung und ohne Nachfol- ger starb, regierte Lü Zhi weitere acht Jahre allein. Sie ernannte zwei ihr treu ergebene Marionetten-Nachfolger, die jedoch unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen. Lü Zhis Heimtücke kam ihre Familie schließlich teuer zu stehen. Nach ihrem Tod 180 v. Chr. kehrte Gaozus Familie auf den Thron zurück – und löschte den Lü-Clan aus. ZEITGENOSSEN Lü Zhi, die intrigante Witwe
LINKS: Lü Zhi, Kaiser Gaozus machthungrige und intrigante Gattin, wurde nach dessen Tod Chinas erste Kaiserin.
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DENKER, HERRSCHER, MACHER
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