SANFTE PFLEGE FUR DIE HAUT
D ER GEDANKE DARAN, die eigene Haut mit der hei- lenden Kraft wohltuender Kräuter zu verwöhnen, hat einen Hauch von Luxus. Wer würde nicht gerne das angenehme Gefühl einer nach Lavendel duften- den Calendula -Körperbutter genießen? Oder sich durch einen Nebel aus Gesichtswasser mit Rose und Kamille erfrischt und belebt fühlen? Doch vor allem zeichnen sich klassische Kräuter durch ihre unmittelbare Zweckmäßigkeit aus. Ein einfa- cher Brei aus zerkauten Wegerichblättern leistet unterwegs Erste Hilfe bei Verletzungen. Ein weicher Klecks Aloe-Gel beruhigt sofort verbrannte Haut. Solche Gewächse nennt die Kräutermedizin Vulnerarien – Pflanzen, die als vor Ort leicht verfügbare Heilmittel für Wunden verwendet werden. Wundheilkräuter unterstützen durch mannigfaltige Mechanismen die Heilung der Haut. Ein Kraut wie Gotu Kola kann beschädigtes Gewebe erneuern, indem es den Wund- verschluss beschleunigt, während Ringelblume tiefer ein- dringt und die Bildung neuen Bindegewebes direkt unter der Oberfläche anregt. Umschläge mit Beinwell sollen sogar bis ins Binde- und Knochengewebe vordringen und dort das Wachstum und die Reparatur von Zellen fördern. Aloe dage- gen unterstützt den Wiederaufbau winziger Kapillaren für eine bessere Blutversorgung verletzter Gewebe. In der Hautpflege werden am häufigsten Kräuter mit adstringierenden Eigenschaften eingesetzt. Hamamelis und Rose etwa, häufige Bestandteile in hautstraffenden Kosme- tika, enthalten Tannine, die sich mit Proteinen im Gewebe verbinden und es damit festigen und zusammenziehen. Viele solcherart Pflanzen wie Kleine Braunelle und Breitwegerich sind zugleich Wundheilmittel, weil sie auch verletztes Gewebe beim Kontakt zusammenziehen. Auf offene Wunden und nässende Stellen aufgetragen, bilden solche Adstringenzien einen Schutzfilm, der die Wunde abdichtet, Absonderungen minimiert und das Eindringen von Bakterien verhindert. Meist wirken sie auch blutstillend und helfen so bei der Versorgung kleiner Schnitt- und Schürfwun- den. Auch werden sie traditionell zur Reparatur undichter Blutgefäße knapp unter der Hautoberfläche eingesetzt, etwa bei Hämorrhoiden, Krampfadern und Besenreisern.
Wie Vulnerarien leisten auch Adstringenzien nicht nur auf der äußeren Haut, sondern auch auf Schleimhäuten und im Darm gute Dienste. Ihre Stärke zeigen sie gerade bei Entzündungsreaktionen. Viele klassische Heilkräuter fühlen sich kühl an und wirken lindernd. Ein lauwarmes Bad mit schleimbildenden Zusätzen wie Haferflocken oder Leinsamen beruhigt rasch eine geschwollene, gerötete, juckende Haut. Ein feuchter Umschlag aus Breitwegerich oder Beinwell leitet merklich eine Überhitzung ab. Kamillensalbe beruhigt die Haut nach einem Mückenstich, und betäubende Entzündungs- hemmer wie Purpur-Sonnenhut, Echinacea , leisten durch ihre kühlende Wirkung der Haut Erste Hilfe. Die Haut braucht manchmal eine kleine Stimulation, um in Schwung zu kommen. Bei einem schlechten Hautbild wie bläulichen oder schuppigen Stellen sind oft eine gestörte Durchblutung und geschwächte Nerven die Ursache. Wo mehr Wärme gebraucht wird, kann eine Prise Cayennepfeffer in der Salbe helfen, die Blutzirkulation eines Bereiches anzuregen. Dumpfe, steife und schmerzende Muskeln lassen sich gut mit Einreibungen mit Arnika behandeln, vor allem in Kombina- tion mit der leichten Schärfe des Ingwers. Viele Menschen haben ein gutes Gespür dafür, ob sich Wärme oder Kälte für ein bestimmtes Leiden oder eine Verletzung am besten eignet.
Für äußerliche Anwendungen
eignen sich viele unterschiedliche Pflanzen (ganz r.). Aus Ringelblumen (r.) lassen sich zum Beispiel pflegende Hautumschläge herstellen.
64 DIE KRAFT DER KRÄUTER
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