NATIONAL GEOGRAPHIC SPECIAL

ASIENS HOCHKULTUREN

Chandragupta Maurya

Regierungszeit: um 321 bis um 297 v. Chr.

E iner Legende nach legte sich Chan- dragupta Maurya (unbekannt bis um 297 v. Chr.), Begründer der mächtigen indischen Maurya-Dynastie, in jungen Jahren mit Alexander dem Großen an. Angeblich trafen die beiden um 325 v. Chr. auf- einander, als Alexander seine Truppen aus Indien zurückzog. Mit vorlauten Ratschlägen soll der indi­ sche Emporkömmling den General verärgert haben. Chandraguptas Übermut war vielleicht eine Vor- ahnung: In den folgenden vier Jahren verbündete er

zu Persien und dem Himalaya nach Süden fast bis zur Spitze des Subkontinents kontrollierte. Es war das größte indische Reich seiner Zeit und eines der größten Reiche in der Geschichte. Im Jahr 305 v. Chr. scheiterte Seleukos I. Nika- tor, ein Nachfolger von Alexander dem Großen, bei dem Versuch, Indien von Westen her einzunehmen. Man schloss Frieden miteinander: Seleukos gab die eroberten Gebiete zurück, und im Gegenzug überließ Chandragupta ihm 500 Kriegselefanten. Bevor er mit seinen neuen Dickhäutern abreiste, ent-

sich mit lokalen Anführern im Pun- jab, um die Nanda-Herrscher im Königreich Magadha zu stürzen und selbst den Thron zu bestei- gen. In den nächsten Jahrzehnten setzte er seine Eroberungen in Nordindien fort. Mehr als ein Dutzend Herrscher rangen um die Kontrolle über das Ganges-Tal mit seinen fruchtbaren Böden und den Handelsrouten zu Wasser. Chandragupta gelang es nach und nach, Nord- und Zentral- indien zu besetzen, bis er schließ- lich ein Gebiet von den Grenzen

sandte Seleukos den Botschafter Megasthenes an den Maurya-Hof. Er wurde schließlich dessen wich- tigster Chronist. Megasthenes schilderte die Hauptstadt Pataliputra (das heu- tige Patna) als beeindruckenden, reichen Ort. Er schrieb über das fruchtbare Land, auf dem Baum- wolle und Zuckerrohr gediehen, und dessen fleißige, besonnene LINKS UND RECHTE SEITE: Chandra- gupta Maurya schuf ein geeintes Reich und eine Zentralverwaltung, die fast 150 Jahre Bestand haben sollte.

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DENKER, HERRSCHER, MACHER

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