ASIENS HOCHKULTUREN
LINKS: Indiens Herrscher Chandragupta Maurya spricht mit seinem engen Berater und Mentor Kautilya. Chandragupta hinterließ ein vereintes indisches Reich mit effizienter Zentralverwaltung, das fast 140 Jahre Bestand hatte. Und er bereitete einem weiteren namhaften Anführer die Bühne: Ashoka. ◆ Kautilya zufolge sollten Könige tugendhaft, tatkräf- tig und wachsam sein. „Ist ein König tatkräftig, sind es auch seine Untertanen. Ist er leichtsinnig, werden sie nicht nur ebenso leichtsinnig sein, sondern auch sein Werk schmälern. Außerdem fällt ein unvorsichtiger König leicht in die Hände seiner Feinde.“ Tatsächlich beschreibt Megasthenes Chandragupta als wachsam, stets auf der Hut vor Mordanschlägen und mit einem stehenden Heer aus 60000 Berufssoldaten. Die Arthashastra spiegelt die hinduistische Ge- sellschaftsstruktur wider. Gegen Ende der Chandra gupta-Ära gewannen allerdings die neueren Glau- bensrichtungen des Buddhismus und Jainismus an Einfluss, sogar beim Herrscher selbst. Um 297 v. Chr. überließ Chandragupta seinem Sohn Bindusara den Thron und zog sich offenbar in ein Jain-Kloster zurück, wo er sich zu Tode fastete. und gesetzestreue Menschen. „Wahrheit und Tugend schätzen sie hoch“, schrieb er. „Die Einfachheit ihrer Gesetze und Verträge lässt sich daran erkennen, dass sie selten vor Gericht ziehen.“ Seine unaufge- regte Verwaltung verdankte Chandragupta Mauryas Reich den Beamten aus der Kaste der Brahmanen. Sie dienten in allen Städten des Landes, sei es als Provinzgouverneur oder auch als Aufseher in der Landwirtschaft. DIE RECHTE HAND DES KÖNIGS Eine zentrale Rolle am Hof spielte Kautilya, Chan- draguptas Mentor und Berater. Er gilt als der Haupt- verfasser der Arthashastra („Wissenschaft des Reichtums“), einer Sammlung von Schriften über Wirtschaft und Staatslehre, die dem kühlen Prag- matismus des späteren italienischen Philosophen Machiavelli in nichts nachsteht.
V iele Erfolge verdankte Chandragupta Maurya seinem um 350 v. Chr. gebo- renen Lehrer und Berater Kautilya (auch als Chanakya bekannt). Er unterrichtete Chandra- gupta schon früh in Kriegskunst und Staats- führung. Der Legende nach ersann Kautilya eine Möglichkeit, die Nanda-Könige zu besie- gen, nachdem er beobachtet hatte, wie ein Junge sein Fladenbrot vom Rand her anknab- berte. Chandragupta zermürbte die Nanda nach einem ähnlichen Prinzip, indem er nach- einander die von ihnen abhängigen Königrei- che bezwang. Kautilya wird auch als Schöpfer des meisterhaften Lehrbuchs Arthashastra betrachtet, auch wenn wohl mehrere Autoren später dazu beitrugen. Das Werk behandelt Themen wie Krieg, Steuern und Ökonomie und gilt als das wichtigste historische Hand- buch Indiens über die Staatskunst. ZEITGENOSSEN Kautilya, der weise Berater
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DENKER, HERRSCHER, MACHER
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