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ASIENS HOCHKULTUREN

Der ungeheure Aufschwung der Künste ist vielleicht das wichtigste Vermächtnis von Chandragupta II.

D er Hinduismus als Religion entstand im 6. Jahrhundert v. Chr. Hindus glauben an Samsara , einen Kreislauf, in dem die Seele so lange wiedergeboren wird, bis sie Moksha erreicht, die Erlösung aus dem Kreislauf. Die Handlungen des Menschen im Leben können gute oder schlechte Folgen haben (Karma) und sich so auch auf ein zukünftiges Leben auswirken. Die wichtigsten Hindu-Texte, die Veden , schöpfen aus alten arischen Samm- lungen von Hymnen, Gebeten und Ritualen, die erstmals um 1400 v. Chr. zusammenge- tragen wurden . Die Gläubigen verehren zahl- reiche Gottheiten, darunter drei Hauptgötter: Brahma erschuf die Welt und alle Lebewesen, Vishnu schützt und erhält das Universum, und Shiva zerstört, um neu zu erschaffen. Der Sieg des Guten über das Böse wird beim hinduistischen Lichterfest Diwali gefeiert. RELIGION Der Hinduismus

LINKS: Ein Gläubiger betet zu Shiva, einem der drei Haupt- götter im Hinduismus, hier als Gott des Tanzes verehrt. Der ungeheure Aufschwung der Künste ist das vielleicht wichtigste Vermächtnis Chandraguptas II. Die größten Gelehrten seiner Zeit, die sogenann- ten Navaratnas oder „neun Juwelen“, leisteten dem Herrscher am Hof Gesellschaft. Die klassische Lite- ratur erblühte, bedeutende Dichter wie Kalidasa verfassten Gedichte in Sanskrit. Astronomie und Mathematik machten Fortschritte. Die eleganten Goldmünzen dieser Ära spiegeln den Wohlstand, die Verdienste sowie die künstlerische Pracht des indischen Reiches unter Chandragupta II. wider. ◆ seien generell zufrieden: „Die Menschen sind zahlreich und glücklich; sie müssen ihren Haushalt keinem Magistraten melden oder seine Regeln befolgen […]. Wenn sie gehen möchten, gehen sie, wenn sie bleiben möchten, bleiben sie.“ Die Gupta-Herrschaft zeichnete sich auch durch religiöse Offenheit aus. Obwohl Faxian etliche bud- dhistische Klöster sah, waren die Herrschenden selbst Hindus. Mit der Zeit lief der Hinduismus dem Buddhismus zwar den Rang ab, aber sowohl in hin- duistischen als auch in buddhistischen Kultstätten entstanden in dieser Zeit eindrucksvolle Wandma- lereien und Skulpturen, etwa in den uralten legen- dären Ajanta-Höhlen.

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DENKER, HERRSCHER, MACHER

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