EUROPÄISCHE EROBERER
KRIEG UND FRIEDEN Perikles stärkte die Rolle Athens im Attischen See- bund, in welchem griechische Stadtstaaten gemein- sam gegen die Perser kämpften. Dabei sicherte er Athen die Vorherrschaft im Bündnis. Zunächst ließ er die Schatzkasse des Bundes 454 v. Chr. nach Athen überführen. Drei Jahre später erklärte er athenische Gewichte und Maßeinheiten für alle Bündnispartner als verbindlich. So wurde der Attische Seebund faktisch zu einem athenischen Reich. Um 449 v. Chr. schloss der Seebund den Kallias- frieden, der nach fast 50 Jahren den Konflikt mit den Persern beendete und zwei Jahrzehnte des Friedens einläutete. Zum Dank an die Götter und zum Ruhme Athens schlug Perikles vor, mit dem Vermögen des Seebundes eine bis dato beispiellose Baukampagne zu starten. 447 v. Chr. begannen die Arbeiten am Tempel- komplex auf dem felsigen Hügel Akropolis. Aus mehr als 20 000 Tonnen Marmor entstanden der berühmte Parthenon und der beeindruckende Säu- lengang der Propyläen. Auch Kunst und Philoso- phie erlebten jetzt eine Blüte: Sokrates entwickelte seine philosophischen Dialoge, und die Dramatiker Sophokles, Euripides und Aristophanes schrieben ihre großen Werke. Doch der Frieden in Athen war nicht von Dauer. 431 v. Chr. drängte Perikles die Volksversammlung, Sparta den Krieg zu erklären. „Aus den größten Gefahren erwächst der größte Ruhm“, beschwor er sie. Leider forderte der 27 Jahre währende Pelopon- nesische Krieg erhebliche Verluste. Und eine Seuche raffte rund 20000 Menschen dahin, darunter Peri- kles selbst sowie zwei seiner Söhne. Athen verlor seinen „Ersten Bürger“, doch Peri- kles’ Vermächtnis blieb: Er hinterließ in Athen die Akropolis und die Demokratie in vielen Ländern dieser Welt. ◆ LINKE SEITE: Die Ruinen der Akropolis leuchten über Athen und zeugen vom Glanz der perikleischen Epoche. RECHTS: Papyrusfragment von Herodots Historien (2. Jh. v. Chr.).
ZEITGENOSSEN Herodot, der Historiker
D er Grieche Herodot gilt als „Vater der Geschichte“. Seine bahnbrechen- den Historien begründeten unser heutiges Verständnis des Rückblicks auf die Ver- gangenheit. Herodot verfolgte den damals innovativen Ansatz, durch eine geordnete, gründliche Analyse der Vergangenheit die Ursachen und Konsequenzen historischer Ereignisse zu erklären. Er reiste bis in die ent- legenen Gebiete des Persischen Reiches, um eigene Untersuchungen anzustellen (die er „Autopsien“ nannte), aber auch die Mythen und Legenden vor Ort aufzuzeichnen. In den Historien ging es zwar vorrangig um die griechisch-persischen Kriege, doch Herodots Absicht reichte weit darüber hi naus. Er wollte, „dass die Taten der Menschen nicht durch die Zeitläufe vergehen und dass die großen und wunderbaren Taten […] auf- gezeichnet werden“.
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